Warum gerade 30 Pflanzen?
Es fühlt sich an, als hätte es über Nacht eine Ernährungsverschwörung gegeben. Auf einmal ploppt überall diese eine Diätempfehlung auf: Iss 30 Pflanzen pro Woche! Jetzt, sofort und für den Rest deines Lebens.
Macht das Sinn? Geht das überhaupt? Alles Wichtige dazu kurz und faktenbasiert zusammengefasst.
Wissenschaftliche Grundlage
Die Empfehlung, pro Woche mindestens 30 verschiedene pflanzliche Lebensmittel zu essen, stammt aus der internationalen American Gut Study[1], die bereits im Jahr 2018 veröffentlicht wurde – eine der größten Studien zur menschlichen Darmflora.
Das zentrale Ergebnis: Menschen, die wöchentlich 30 oder mehr pflanzliche Lebensmittel konsumierten, hatten eine signifikant vielfältigere Darmflora als jene mit geringerer Vielfalt in der Ernährung.
Ein vielseitiges Mikrobiom gilt heute als einer der wichtigsten Pfeiler für Gesundheit und Wohlbefinden. Es beeinflusst nicht nur die Verdauung, sondern steht auch in engem Zusammenhang mit dem Immunsystem, der Stoffwechselgesundheit, der Haut, dem Gehirn und der psychischen Verfassung.
Vielfalt auf dem Teller bedeutet also auch Vielfalt im Darm – und das wiederum schützt vor zahlreichen Beschwerden und Erkrankungen.
Inhaltsverzeichnis
- Warum gerade 30 Pflanzen?
- Was zählt als „pflanzliches Lebensmittel“? | Liste
- Was sind die konkreten Vorteile?
- So kommst du auf 30 Pflanzen in einer Woche | Beispiel
- Buch-Empfehlung mit Rezepten
- Häufig gestellte Fragen (FAQs)
- FAQ 1 | Ist es schwierig, 30 Pflanzen pro Woche zu schaffen?
- FAQ 2 | Zählt Tiefkühlgemüse auch?
- FAQ 3 | Gibt es eine Mindestmenge pro Zutat, damit sie zählt?
- FAQ 4 | Was ist mit Getränken wie Fruchtsäften oder Pflanzenmilch?
- FAQ 5 | Muss ich dafür vegan leben?
- FAQ 6 | Was tun bei Unverträglichkeiten?
- FAQ 7 | Zählen verarbeitete pflanzliche Produkte wie Brot auch mit?
- Fazit: Mehr Vielfalt, mehr Gesundheit
Was zählt als „pflanzliches Lebensmittel“? | Liste
Viele Menschen denken bei pflanzlicher Ernährung ausschließlich an Gemüse und Obst. Doch zur Vielfalt zählen weitaus mehr Gruppen:
- Gemüse
Frisch, gedünstet, gegrillt oder fermentiert (s. u.) | jede Sorte zählt
——— - Obst
Egal ob roh, getrocknet oder in Smoothies verarbeitet
——— - Hülsenfrüchte
Linsen, Kichererbsen, Bohnen & Co.
——— - Vollkorngetreide
Hafer, Quinoa, Gerste, Hirse und brauner Reis
——— - Nüsse + Samen
Mandeln, Walnüsse, Leinsamen, Kürbiskerne …
——— - Kräuter + Gewürze
Petersilie, Basilikum, Kurkuma, Kreuzkümmel | auch in kleinen Mengen zählen sie mit
——— - Fermentierte pflanzliche Lebensmittel
Kimchi, Sauerkraut, Miso | besonders gut für das Mikrobiom
Wichtig! Jede Sorte zählt einzeln. Wer also rote und grüne Linsen isst, kann zwei Pflanzenarten verbuchen. Auch unterschiedliche Sorten von Äpfeln oder Tomaten sind getrennt zu erfassen.
Was sind die konkreten Vorteile?
Eine so abwechslungsreiche, pflanzenreiche Ernährung bringt zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich – und diese sind durch Studien vielfach belegt:
1. Gesunde Darmflora
Eine bunte Auswahl an Ballaststoffen dient den „guten“ Darmbakterien als Futter und fördert deren Vermehrung. Ein artenreiches Mikrobiom schützt insbesondere vor Entzündungen und stärkt die Darmbarriere.
2. Stärkeres Immunsystem
Ein großer Teil unseres Immunsystems sitzt im Darm. Eine diverse Flora an diesem Ort trainiert das Immunsystem, sorgt für bessere Abwehrkräfte und wirkt regulierend bei Autoimmunprozessen.
3. Schutz vor Zivilisationskrankheiten
Eine hohe Pflanzenvielfalt senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Fettleber und Übergewicht. Auch chronische (stille) Entzündungen lassen sich über eine darmfreundliche Ernährung positiv beeinflussen.
4. Positive Effekte auf die Psyche
Die Darm-Hirn-Achse wird zunehmend erforscht. Studien zeigen, dass ein gesundes Mikrobiom mit besserer Stimmung, geringerer Angst und weniger depressiven Episoden korreliert.
So kommst du auf 30 Pflanzen in einer Woche | Beispiel
Hier ist eine realistische Übersicht, wie du in sieben Tagen wirklich unkompliziert auf über 30 verschiedene pflanzliche Lebensmittel kommst, ohne aufwändiges Kochen, ohne exotische Zutaten.
Lebensmittelliste (aus allen Gruppen):
- Gemüse (10) | Brokkoli, Spinat, Zucchini, Karotte, Rote Bete, Paprika, Kürbis, Blumenkohl, Tomate, Fenchel
- Obst (6) | Apfel, Banane, Heidelbeeren, Birne, Orange, Kiwi
- Hülsenfrüchte (4) | Rote Linsen, Kichererbsen, schwarze Bohnen, Edamame
- Vollkorngetreide (3) | Haferflocken, Quinoa, Vollkornreis
- Nüsse & Samen (4) | Walnüsse, Mandeln, Leinsamen, Sonnenblumenkerne
- Kräuter & Gewürze (3) | Petersilie, Basilikum, Kurkuma
30 Pflanzen einfach integriert | Wochenplan mit Gerichten/Snacks
TAG |
MAHLZEITEN |
MO | Haferflocken mit Banane, Apfel, Leinsamen + Quinoasalat mit Paprika, Kichererbsen, Petersilie |
DI | Linsensuppe mit Karotten und Sellerie + Vollkornbrot mit Avocado und Tomate |
MI | Smoothie mit Spinat, Blaubeeren, Kiwi, Mandeln + Ofengemüse mit Rote Bete, Kürbis, Zucchini |
DO | Vollkornreis mit Edamame, Brokkoli, Kurkuma + Apfel mit Sonnenblumenkernen |
FR | Gemüsecurry mit Blumenkohl, Süßkartoffel, Kreuzkümmel + Hummus mit Rohkost |
SA | Pancakes mit Hafer, Walnüssen, Birne + Linsensalat mit Tomate, Basilikum, Zwiebel |
SO | Vollkornbrot mit Rote-Bete-Aufstrich + Suppe mit Bohnen, Fenchel, Kräutern |
Buch-Empfehlung mit Rezepten
Falls du noch tiefer in das Thema einsteigen und ausführliche Rezepte studieren möchtest, dann ist der Sunday-Times-Bestseller How to Eat 30 Plants a Week* (deutsche Fassung) von Hugh Fearnley-Whittingstall bestimmt perfekt für dich.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
FAQ 1 | Ist es schwierig, 30 Pflanzen pro Woche zu schaffen?
Nein, wirklich nicht. Sobald man bewusst darauf achtet, geht es erstaunlich leicht. Durch kleine Anpassungen im Alltag (z. B. wechselnde Gemüsesorten, öfter Hülsenfrüchte, Kräuter und Samen verwenden) erreicht man die Zahl schnell.
FAQ 2 | Zählt Tiefkühlgemüse auch?
Ja, absolut. Tiefgekühltes Gemüse enthält meist noch sehr viele Nährstoffe und zählt genauso wie frisches Gemüse. Vorausgesetzt, es handelt sich um reines Gemüse ohne Zusätze. Eine TK-Mischung aus Brokkoli, Blumenkohl und Karotten zählt also drei Pflanzenarten.
FAQ 3 | Gibt es eine Mindestmenge pro Zutat, damit sie zählt?
Nein, es gibt keine streng definierte Mindestmenge. Eine kleine Handvoll Nüsse oder ein Teelöffel Leinsamen zählt bereits, ebenso wie ein Teelöffel Kurkuma. Natürlich ist es gesundheitlich sinnvoll, von den einzelnen Zutaten auch nährstoffrelevante Mengen zu sich zu nehmen.
FAQ 4 | Was ist mit Getränken wie Fruchtsäften oder Pflanzenmilch?
Hier gilt: Nur, wenn die Hauptzutat pflanzlich und unverarbeitet ist. Ein Saft aus 100 % Karottensaft zählt die Karotte. Ein Fruchtsaftgetränk mit viel Zucker und nur 5 % Saft hingegen nicht. Bei Hafermilch aus 10 % Hafer kann man das Getreide mitzählen – vor allem, wenn der Pflanzendrink ungesüßt ist.
FAQ 5 | Muss ich dafür vegan leben?
Keineswegs. Auch wenn du tierische Produkte konsumierst, kannst du die 30-Pflanzen-Regel problemlos umsetzen. Ziel ist es nicht, Fleisch oder Käse zu verbannen, sondern pflanzliche Vielfalt in den Mittelpunkt zu rücken.
FAQ 6 | Was tun bei Unverträglichkeiten?
Bei Reizdarm oder Lebensmittelintoleranzen kann ein langsamer Einstieg sinnvoll sein. Auch die Zubereitungsform (gekocht statt roh) beeinflusst die Verträglichkeit. Im Zweifel hilft eine ärztliche oder ernährungsmedizinische Begleitung.
FAQ 7 | Zählen verarbeitete pflanzliche Produkte wie Brot auch mit?
Das kommt darauf an. Industriell stark verarbeitete Produkte, die nur einen kleinen Anteil pflanzlicher Zutaten enthalten (z. B. Weißbrot oder zuckerreiche Fruchtsäfte), tragen wenig zur Pflanzenvielfalt bei und sollten nicht erfasst werden.
Vollwertige Produkte wie Hafermilch aus 100 % Hafer, Nussmus, Vollkornbrot mit Samen oder Natur-Tofu hingegen können durchaus mitgezählt werden – vor allem, wenn die Hauptzutat erkennbar und unverarbeitet enthalten ist.
Fazit: Mehr Vielfalt, mehr Gesundheit
Die Empfehlung, 30 verschiedene Pflanzen pro Woche zu essen, ist kein Dogma, sondern eine Einladung zu mehr Vielfalt auf dem Teller. Bereits kleine Änderungen im Speiseplan können große Wirkung zeigen.
Anstatt Kalorien oder Makronährstoffe zu zählen, lohnt es sich, Vielfalt zu zählen. Wer regelmäßig neue Obst-, Gemüse-, Getreide- und Kräutersorten ausprobiert, tut seinem Darm etwas Gutes und wird oft mit mehr Energie und langfristiger Gesundheit belohnt.
[1] https://journals.asm.org/doi/10.1128/msystems.00031-18
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