Funktionskleidung aus umweltfreundlichen Materialien für Sport & Freizeit
Zugegeben, früher habe ich einen großen Bogen um jegliche Art von Outdoorklamotten gemacht. In meinen Schrank kamen weder atmungsaktive Funktionsshirts noch eine Regenjacke mit abnehmbarer Kapuze hinein. Lieber habe ich geschwitzt, gefroren oder bin pitschnass Zuhause angekommen.
Diese Zeiten sind nun vorbei. Funktion geht jetzt vor Style? Nicht unbedingt. Denn auch die Zeiten von semi-hübscher Outdoorbekleidung sind passé. Und noch mehr: Es gibt sogar ein paar tolle Brands, die bei ihren Funktionsteilen nicht nur das Erscheinungsbild im Blick haben, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit punkten.
Inhaltsverzeichnis
Das macht Outdoor-Bekleidung nachhaltig
Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die aus der herkömmlichen Outdoorklamotte eine nachhaltige Variante machen. Um es kurz und knapp zu halten, picken wir uns lediglich ein paar Aspekte davon heraus.
Arbeitsbedingungen & Herstellungsprozess
Zu Unrecht gerät dieser Aspekt immer noch viel zu oft in den Hintergrund. Dabei ist es entscheidend, unter welchen Bedingungen eine Klamotte hergestellt wird. Es ist wichtig, dass die Arbeiter ihre Tätigkeiten in einer angenehmen Umgebung ausführen können, nicht länger als acht Stunden pro Tag arbeiten müssen und Pausen, Urlaubstage und Krankengeld eine Selbstverständlichkeit sind. Eine angemessene Bezahlung sowie ein Verbot von Kinderarbeit gehören ebenfalls dazu.
Der Gesundheitsschutz der Angestellten kann zudem nur gewährleistet werden, wenn entweder gar keine giftigen Chemikalien zum Einsatz kommen oder nur unter strengen Sicherheitsmaßnahmen.
Material
Die meisten Kleidungsstücke werden noch immer aus synthetischen Fasern auf Erdölbasis hergestellt. Das gilt ebenfalls für den Outdoorbereich. Warum? Weil die Kunstfasern besonders billig und leicht sind, sie trocknen schnell, lassen sich mühelos einfärben und mit verschiedensten Chemikalien überziehen, um z. B. Feuchtigkeit abweisen zu können.
Nachhaltig sind diese Fasern allerdings nicht. Sie geben bei jedem Waschgang Mikroplastik und Farbe ab. Ihre Herstellung ist energieintensiv und achtlos weggeschmissen schaden sie der Natur auf vielfältige Weise.
Grüne Alternativen wie Bio-Baumwolle oder Holz- und Algenfasern sind auch nicht perfekt, aber allemal besser als das erdölbasierte Referenzprodukt.
Farbe & Versiegelung
Gerade Outdoorbekleidung ist fast immer mit irgendeiner Art von Schutzfilm überzogen, damit Feuchtigkeit, Wind, Hitze und Kälte außen vor bleiben. In der Regel, weil am billigsten und praktisch, besteht diese Schicht aus erdölbasierten Chemikalien. Grüne Alternativen setzen dagegen auf eine umweltfreundliche Imprägnierung, die aus Pflanzenbausteinen gewonnen wird.
Ähnlich verhält es sich in puncto Farbe. Das Gros der Klamotten färbt man mit erdölbasierten Farben ein. Auch das ist nicht alternativlos. Die Natur bietet eine Vielzahl an biologischen Färbemitteln, die Stoffe mit intensiven Nuancen versehen können. Kurkuma, rote Bete und Mikroalgen sind nur einige Beispiele.
Liste: Unsere Lieblingsmarken für nachhaltige Outdoorwear
Wir haben im Team beraten und herausgekommen sind fünf Öko-Brands, die unserer Meinung nach vergleichsweise schicke und sehr hochwertige Funktionsbekleidung anbieten. Ihr Sortiment kannst du auf jeden Fall online shoppen, offline solltest du dafür am besten nach ihren Flagship Stores oder nach Trekkingläden Ausschau halten.
Engel Natur – Funktionskleidung für Erwachsene & Kinder aus Deutschland
Engel Natur ist die einzige der aufgeführten Brands, die nicht in dem klassischen Outdoorbereich beheimatet ist. Dennoch ist sie hier goldrichtig, weil dich ein Großteil des Sortiments auf natürliche Weise vor Nässe und Kälte schützt und Schwitzen und schlechte Gerüche dabei ausgeschlossen sind.
Engel arbeitet ausschließlich mit biologisch abbaubaren Naturfasern (GOTS-zertifiziert). Dabei handelt es sich vor allem um Bio-Baumwolle, Merinowolle von artgerecht gehaltenen Tieren sowie Seide. Die beiden letzteren kombiniert, ergeben bei Engel ein unglaublich weiches Gemisch, das die Firma zum Beispiel für Unterhemden, Bodies und Leggins einsetzt. Das Besondere daran: Sie kühlen im Sommer und wärmen im Winter.
Weiteres Highlight sind die Fleecejacken aus 100 % softer Schurwolle. Sie sind perfekt für Herbstwanderungen oder auf der Skipiste. Das Unternehmen aus Baden-Württemberg produziert seine Artikel komplett in Deutschland und setzt dabei keine giftigen Chemikalien ein.
Patagonia – Faire Outdoor-Mode aus Kalifornien
Patagonia ist sowas wie der Vorreiter der nachhaltigen Outdoor-Klamotte. Für seine grüne Erfolgsgeschichte legte das Unternehmen bereits in den 70er Jahren den Grundstein, indem man Kletterausrüstung entwickelte, die dem Berggestein nicht schadeten.
Weiter ging es mit Investitionen in Klima- und Umweltschutzprojekte, den Verzicht auf giftige Chemikalien und die Ausweitung auf nachhaltige Materialien. Heute setzt die US-Brand vor allem auf Bio-Baumwolle und auf Stoffe, die aus recycelten PET-Flaschen gewonnen werden. Die Kundschaft animiert man, die Klamotten möglichst gut zu pflegen, damit sie lange halten. Richtig Abgerocktes nimmt Patagonia gern zurück und stellt daraus neue Kleidung her.
Außerdem beeindruckend: Yvon Chouinard hat nicht nur Patagonia, sondern auch den 1% for the Planet® Club gegründet. Die gemeinnützige Initiative setzt sich dafür ein, dass Unternehmen 1 % ihres Jahresnettoumsatzes an Umweltorganisationen spenden.
Unser Patagonia-Lieblinge sind die ultraleichten, wasserdichten Rucksäcke und die Fleece-Jacken mit All-Over-Prints im Ethno-Look.
Pyua – Öko Outerwear made in Germany
Nicht ohne Grund wurde diese deutsche Brand bereits mit dem renommierten Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet. Hier trifft Funktionalität auf Style und Grünes auf Hightech-Materialien.
Das Unternehmen aus Kiel setzt bei seinen Outdoor-Kreationen auf recycelte Stoffe, welche es mit einer FC/PFC-freien Imprägnierung behandelt. Der Klamottenträger ist so nicht nur vor Wind, Nässe und Kälte geschützt, sondern auch vor giftigen Chemikalien. Teflon ist bei Pyua ebenfalls tabu. Gut so, denn das Material steht im Verdacht, krebserregend zu sein.
Darüber hinaus nutzt das Unternehmen ressourcenschonende Herstellungsprozesse sowie biologische Stoffgemische, die zum Beispiel Kaffeesatz zur Minderung unangenehmer Gerüche enthalten.
Seit 2014 ist Pyua Mitglied der Fair Wear Foundation, die sich weltweit für nachhaltigen Handel einsetzt. Unser Pyua-Favorit ist ein dunkelblauer Kapuzen-Parka, der superleicht ist, vor Regen und Wind schützt und richtig gut aussieht.
Tierra – schlichte Eco-Funktionsbekleidung aus Schweden
Die Outdoorkleidung von Tierra hängt nicht nur bei vielen Hobbysportlern im Schrank, sondern auch bei den Mitarbeitern der schwedischen Bergwacht. Sie sind komplett damit eingekleidet und testen Samples auf Herz und Nieren, bevor sie auf den Markt kommen.
Die Tierra-Klamotten sind teilweise ein bisschen hochpreisiger. Dies ist mit Blick auf die Qualität, die mit einer Vielzahl an Öko-Materialinnovationen einhergeht, jedoch absolut gerechtfertigt. Wo immer es geht, setzt die schwedische Brand auf Naturmaterialien. Dies umfasst sowohl Klassisches wie Daunen aus verantwortungsvollem Handel (Responsible Down Standard) als auch innovative Materialien wie Tencel. Bei der Kollektion Deterra setzt Tierra sogar komplett auf Bio-basiertes. Da kommen dann auch natürliche Imprägnierungen und Corozo-Nüsse zur Anwendung.
Als Mitglied der Fair Labor Association schenken die Schweden guten Arbeitsbedingungen ebenfalls viel Aufmerksamkeit. Unser liebstes Stück von Tierra ist eine sonnengelbe Regenjacke, die dich mit ihrem 3-lagigen Gore-Tex-Material zu 100 % vor Wind und Wasser schützt.
Vaude – Innovative Funktionsbekleidung für Kinder & Erwachsene
Vaude, das Familienunternehmen aus Baden-Württemberg, bietet ein umfangreiches Sortiment an Outdoorbekleidung und -Accessoires, die allesamt sehr hohe Umweltstandards erfüllen. Ein Großteil der Produktpalette ist sogar mit dem bluesign-Label ausgezeichnet, welches vor allem die Aspekte Konsumentenschutz, Abwasser, Arbeitssicherheit, Abluft und Ressourcenproduktivität im Blick hat.
Viele Kleidungsstücke stellt das Unternehmen aus Recyclingfasern her. Bei anderen setzen sie auf die Kraft der Natur und greifen auf Hanf-, Holz- oder Milchfasern zurück. Bei Biokunststoffen ist z. B. Rizinusöl der Rohstoff der Wahl. Das Resultat sind u. a. strapazierfähige Wanderrucksäcke, superleichte Kapuzenjacken, die keinen Windstoß durchlassen und PVC-freie Mountainbike-Schuhe.
Außerdem lobenswert: Vaude kümmert sich nicht nur um seine externen Mitarbeiter in China und Vietnam, sondern auch um die Belegschaft in Deutschland. Um Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu kriegen, hat man z. B. eine firmeneigene Kita eingerichtet.
Die Firmenzertifizierung Grüner Knopf (eine Initiative des Entwicklungsministeriums) würdigt dieses Engagement.