Was ist Regrowing?
Regrowing – Ein Trend, den niemand braucht? Weit gefehlt!
Regrowing, auf deutsch übersetzt nachwachsen (lassen), ist eine ziemlich nachhaltige und einfache Art, aus vermeintlichem Biomüll Neues entstehen zu lassen. Sinnvoll, gesund und Spaß macht es auch noch.
Ein Beispiel zum Veranschaulichen: Du kaufst dir Stangensellerie, schneidest die Stangen ab, packst sie in den Entsafter und lässt ihn daraus einen gesunden Selleriesaft zaubern (by the way: Hier erfährst du, warum Selleriesaft so gesund ist). Aus Gewohnheit nimmst du den Strunk und schmeißt ihn in die grüne Tonne. Genau hier setzt Regrowing an. Spar dir diesen letzten Handgriff. Du kannst aus dem Sellerieboden nämlich wieder neue Stangen züchten. Wie genau das geht, erfährst du weiter unten.
Doch nicht nur der Strunk von Salatherzen, Frühlingszwiebeln & Co. eignet sich für die Aufzucht Zuhause, sondern auch die Kerne von vielen Obst- und Gemüsesorten. Spitzenreiter seit ein paar Jahren ist sicher der Avocadokern. Avocados zu züchten ist nicht supereasy, aber mit der richtigen Pflege gelingt auch das. Hierzu findest du unten ebenfalls ein paar gute Tipps.
Vorteile von Regrowing auf einen Blick
- 🌱 Regrowing ist ortsunabhängig & platzsparend, es funktioniert fast überall.
- 🌱 Du kannst dein eigenes Bio-Gemüse und -Obst ohne chemische Zusätze züchten.
- 🌱 Die Aufzucht Zuhause spart Geld, weil du ein paarmal weniger in den Supermarkt musst.
- 🌱 Unterhaltung & Lernen perfekt vereint: Regrowing macht vor allem auch Kindern Spaß. Zugleich lernen sie den Wert von Lebensmitteln zu schätzen.
- 🌱 Du verringerst dein Müllaufkommen, denn weniger Supermarktgemüse = weniger Umverpackungen.
Klar ist: Als Hobby-Regrower ist es unmöglich, den Obst- und Gemüsebedarf einer Großfamilie zu decken. Dennoch kannst du mit der nachhaltigen Anbaumethode einen kleinen Teil dazu beitragen, Ressourcen einzusparen und gleichzeitig dir & deinen Lieben etwas Gutes zu tun.
Wie funktioniert Regrowing?
Es gibt im Grunde drei verschiedene Methoden, wie Regrowing klappt. Welches Verfahren du anwenden solltest, hängt vom jeweiligen Obst/Gemüse ab.
- Gemüse in Wasser aufziehen
Das ist sicher die einfachste Zuchtform. Du kannst sie zum Beispiel bei einer Stange Lauch anwenden: Den Strunk des Lauchs großzügig abschneiden, gründlich säubern und mit den Wurzeln nach unten in ein Glas mit Wasser stellen. Nun musst du dafür nur noch einen hellen Platz in Fensternähe ohne direkte Sonneneinstrahlung suchen und das Wasser regelmäßig wechseln. Nach nur wenigen Wochen wirst du eine neue Stange Lauch ernten können.
- Wasser- und Erde-Methode
Diese Methode eignet sich vor allem bei Kräutern und Salatköpfen. Nehmen wir einen kleinen Romana-Salat zur Veranschaulichung: Scheide den Strunk des Salates großzügig ab, säubere ihn und lege ihn in ein Schälchen/Glas mit Wasser. Dieses positionierst du am besten direkt am Fenster, wo es schön sonnig und warm ist. Wechsele das Wasser regelmäßig, bis der Strunk gewurzelt hat.
Nun braucht der Salat mehr Power: Pflanze ihn in Erde ein, damit er sein Wurzelwerk ausbreiten und einen neuen Salatkopf hervorbringen kann. Je nach Wetterlage kannst du ihn zum Beispiel draußen geschützt in einem Hochbeet aufziehen oder einfach drinnen in einem großen Topf. Wenn du letzteres vorziehst, musst du die Erde allerdings regelmäßig düngen.
- Gemüsereste und Kerne in Erde einpflanzen
Anderes braucht keinen Zwischenschritt im Wasser, sondern möchte gleich in Erde gedeihen. Hierzu zählen etwa Kartoffeln. Suche dir ein altes Modell heraus, das schon gekeimt hat, und welches du eigentlich im Biomüll entsorgen würdest. Scheide die Kartoffel durch und lege sie noch ein paar Tage zur Seite, bis sie ganz schrumpelig ist und sich neue Wurzeln gebildet haben. Anschließend in ein Beet einpflanzen, sodass die Hälfte komplett mit Erde bedeckt ist.
Bei guter Pflege kannst du schon nach wenigen Wochen ernten. Wie genau die optimale Aufzucht von Kartoffeln aussieht, solltest du dir am besten im Detail anschauen, denn die Knolle zählt nicht zu den unkompliziertesten Gewächsen. Diese NDR-Ratgeber-Seite bietet dir viele Infos dazu.
Was braucht man für die Aufzucht?
Was du für den Anbau aus den Resten benötigst, hängt natürlich davon ab, welche Methode du anwendest. Maximal solltest du diese Utensilien zur Hand haben:
🌱 „Saatgut“ – also Strunk, Kern & Co.
🌱 Glas oder Schale mit Wasser
🌱 Erde (für Methode 2 und 3), hier gibt es ganz verschiedene Varianten: Anzuchterde, Erde ohne Torf, Erde für Obstpflanzen usw. Abgesehen vom Preis unterscheiden sich diese Varianten meist nur minimal voneinander. Wir würden dir auf jeden Fall zu Bio-Erde ohne Torf raten. Damit bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
🌱 Optional ist ein kleines Gewächshaus, das du entweder nur für die ersten Tage oder sogar für die komplette Aufzucht verwenden kannst. Ob das sinnvoll ist und wenn ja, welches das beste Modell ist, hängt natürlich von der Obst-/Gemüsesorte ab.
Exkurs: So baust du selbst ein kleines Gewächshaus – Video
Wenn es ein Gewächshaus sein soll, musst du dir nicht extra ein teures Modell aus dem Baumarkt oder vom Gartencenter holen. Mit ein bisschen Geschick, dem richtigen Werkzeug und ein paar Materialien kannst du dir in wenigen Schritten selbst ein Häuschen bauen.
Obst- & Gemüsereste – Die besten Sorten zum Selberziehen
Nun werden wir noch konkreter und nennen dir unser liebstes Obst & Gemüse, das sich besonders gut für das Regrowing eignet. Bitte beachte, dass diese Übersicht nicht den Anspruch erhebt, vollständig zu sein. Es handelt sich vor allem um unsere persönlichen Favoriten, die wir allesamt schon selbst erfolgreich angebaut haben. Mit Ananas hatten wir es zum Beispiel auch mal versucht, doch das schlug fehl. Aus diesem Grund lassen wir die Zitrusfrucht außen vor.
Wir empfehlen dir, grundsätzlich hochwertige Bio-Ware zu verwenden, damit du a) die volle Vitamin-Power abbekommst b) dich nicht mit ungesunden Ablagerungen herumschlagen musst und c) nachhaltiges Landwirtschaften unterstützt.
Außerdem solltest du ausschließlich Gemüsereste verwenden, die noch frisch und knackig (Ausnahme sind schrumpelige Kartoffeln) sowie frei von Schimmel sind.
🧅 Staudensellerie, Lauch und Frühlingszwiebeln
Diese drei Gemüsesorten kannst du alle gleich behandeln: Schneide den Strunk großzügig ab, ca. 5 cm. Reinige das Endstück gründlich, positioniere es in einem Glas und bedecke das untere Drittel mit frischem Wasser.
Achte darauf, das Wasser mindestens jede zwei Tage zu wechseln. Solltest du schon vorher Ablagerungen erkennen oder sogar einen unangenehmen Geruch wahrnehmen, dann natürlich schon früher. Positioniere das Glas an einem hellen und warmen Ort. Nach einer Woche wirst du erste Erfolge sehen, nach ca. zwei Wochen steht auch schon die Ernte an.
🥕 Wurzelgemüse: Karotten, Pastinaken und Knollensellerie
Die Aufzucht dieser drei Sorten ist schon ein bisschen aufwendiger, aber auch kein Hexenwerk!
Trenne das Gemüse ca. 4 cm unter dem Blattgrün ab und platziere die „Köpfchen“ in einer flachen Schale mit Wasser. Achte darauf, dass nur der untere Teil mit Wasser bedeckt ist. An einem warmen und hellen Ort bilden die Wurzelreste innerhalb weniger Tage feine Wurzeln und neues Blattgrün aus.
Das Wasser muss mindestens alle zwei Tage gewechselt werden. Nach spätestens zwei Wochen sind die neuen Wurzeln kräftig genug, um sich in Erde weiter auszubreiten. Wenn es draußen warm genug ist, in ein Beet pflanzen. Ansonsten entweder die Aufzucht im Innenraum versuchen oder auf ein Gewächshaus ausweichen.
🥬 Salat
Auch die Aufzucht von Salat aus dem Strunk gelingt am besten mit der Wasser-Erde-Methode. Wie es funktioniert, haben wir bereits weiter oben für dich beschreiben. Als einer unserer Favoriten soll er bei dieser Übersicht lediglich nicht fehlen.
🥠 Ingwer
Der Anbau von Ingwer aus Resten gelingt auf zwei Wegen:
1.) Du vergräbst ein altes Stück Ingwer in Erde und achtest dabei auf einen warmen, sonnigen Standort. Nun gießt du es häufig, die Knolle wächst unter der Erde munter weiter und mit etwas Glück kannst du nach ein paar Wochen/Monaten ernten.
2.) Du lässt eine alte Knolle bei Zimmertemperatur liegen. Mit der Zeit bilden sich kleine Triebe. Lasse sie ein paar Zentimeter wachsen, dann abtrennen und in Erde einpflanzen. Auch der Trieb mag es warm und feucht. Nach ein paar Tagen wächst in der Regel ein kleiner Spross. An seinem Ende gedeiht unter der Erde die Knolle, die nach ein paar Monaten geerntet werden kann.
🥑 Avocados
Eines vorweg: Avocados mögen es warm und feucht. Kein Wunder also, dass sie am besten in Ländern wie Chile und Guatemala gedeihen. Das Wetter in Deutschland sagt den grünen Power-Früchten nicht zu. Aus diesem Grund solltest du sie im Gewächshaus züchten.
Und zwar so: Säubere einen Avocadokern und stecke aus vier Richtungen je einen Zahnstocher auf mittlere Höhe in ihn rein. Fülle ein Gals mit Wasser und hänge den Kern mit seiner Vorrichtung hinein. Die untere Hälfte sollte komplett im Wasser hängen.
Wechsele das Wasser mindestens jeden zweiten Tag, bis der Kern nach ein paar Wochen feine Wurzel ausgebildet hat. Nun ist er bereit für Erde. Buddel ihn in einen großen Topf mit nährstoffreicher Erde und platziere ihn im Gewächshaus. Nun nur noch gießen, regelmäßig düngen und mit ein bisschen Glück bald eine Avocado ernten.