Parabene in Shampoo und Kosmetik erkennen – Wie schädlich sind sie?

Parabene begegnen uns unwissentlich in zahlreichen Produkten. Dort fungieren sie als Konservierungsmittel. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Kosmetikartikel analysiert. Ergebnis: Etwa in jedem fünften Produkt stecken hormonell wirksame Stoffe.

Einen nicht unerheblichen Teil machen dabei Parabene aus. Immer häufiger stehen die Konservierungsstoffe in der Kritik.

Aber wie gefährlich sind die Substanzen wirklich und wie geben sie sich auf der Produktverpackung zu erkennen?

Definition: Was sind Parabene?

Parabene gehören zu den Chemikalien. Eingesetzt in kosmetischen Produkten sorgen sie für eine längere Haltbarkeit. Keime und Pilze haben damit in Sonnencreme, Lippenstift und Co. keine Chance mehr.

Weiterer Vorteil: Parabene sind günstig. Häufig wird vermutet, dass die synthetischen Konservierungsmittel recht neu sind. Allerdings blicken sie auf eine lange Tradition zurück. Parabene werden bereits mehr als 80 Jahre lang eingesetzt. Sie werden auf Grundlage von Benzoesäure und verschiedenen Alkoholen hergestellt.

Übrigens: Nicht nur in Kosmetikartikeln, sondern auch in Lebensmitteln und Medikamenten sind Parabene enthalten. Auch wenn die synthetischen Helfer scheinbar wahllos eingesetzt werden, haben sie eine Kehrseite.

So wird vermutet, dass die chemischen Verbindungen Einfluss auf das Hormonsystem nehmen können. Dieser Verdacht kommt nicht von ungefähr. Tierversuche haben bereits entsprechende Hinweise gefunden.

Zwar wird davon ausgegangen, dass Parabene eine deutlich geringere Wirkung besitzen, dennoch haben sie Ähnlichkeit mit dem Sexualhormon Östrogen.

Paraben Allergie tritt nur selten auf

Eine Parabenallergie ist relativ selten. Sie wird dem verzögerten Typ zugeordnet. Das bedeutet, dass entsprechende Reaktionen nicht sofort auftreten. Statistiken gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 1,6 % der Menschen sensibel auf Parabene reagiert.

Dann treten Juckreiz, Rötungen und andere Hauterscheinungen auf. Die unangenehmen Beschwerden sind bei einer gesunden Haut unwahrscheinlicher. Besonders sensibel reagieren Menschen, die eine vorgeschädigte Haut besitzen, zum Beispiel infolge von Schuppenflechte, Neurodermitis oder Hautekzemen.

Zudem kann das Risiko durch das Auftragen von medizinischen Salben und Lotionen auf die Haut erhöht werden. Häufiger von einer Sensibilisierung betroffen zeigen sich auch Personen, die regelmäßigen Kontakt zu Parabenen haben.

So kann es bei Kosmetikerinnen und Friseurinnen zu einer Parabenallergie kommen.

Warum sind Parabene ein Problem?

Parabene sind in der Lage, sich im Körper anzusammeln. Davon zeugt eine Studie. Bei beinahe allen 2548 Teilnehmern konnten Parabene im Organismus festgestellt werden. Bei den Frauen ließ sich eine höhere Konzentration nachweisen. Das liegt vermutlich daran, dass sie eine große Palette an kosmetischen Produkten anwenden.

Studien: Wie schädlich sind Parabene?

Die Wissenschaft in Bezug auf Parabene steckt in den Kinderschuhen. Noch sind sich Forscher nicht einig, ob die synthetischen Konservierungsstoffe die Gesundheit gefährden.

Allerdings brachte eine Studie aus dem Jahr 2004 Methylparabene in Zusammenhang mit Brustkrebs. Erstaunlicherweise konnten in dem erkrankten Gewebe Parabene nachgewiesen werden.

Das alleine ist aber noch kein Beweis dafür, dass Parabene Krebs auslösen können. Allerdings sorgen entsprechende Studien dafür, dass die chemischen Substanzen näher unter die Lupe genommen werden.

Um das gesundheitsgefährdende Potenzial von Parabenen abschließend beurteilen zu können, müssen Langzeitstudien am Menschen durchgeführt werden.

Parabene in der Schwangerschaft

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahr 2013 hormonell wirksame Substanzen als globale Bedrohung bezeichnet. Tatsächlich wurde festgestellt, dass spezielle Erkrankungen immer öfter in der Gesellschaft vorkommen. Womöglich könnten daran auch hormonell wirksame Stoffe beteiligt sein.

Es wird davon ausgegangen, dass Substanzen, die das Hormonsystem beeinflussen, nicht akut giftig sind. Dennoch könnten sie in der Lage sein, einen negativen Einfluss auf ausgewählte Entwicklungsprozesse zu nehmen.

Insbesondere Schwangere, Kinder und Jugendliche könnten davon betroffen sein. Schließlich reagieren sie besonders sensibel auf den hormonellen Einsatz.

Eine Studie liefert Hinweise darauf, dass die synthetischen Konservierungsstoffe womöglich noch lange nach der Geburt den kindlichen Körper beeinflussen können. So stellte die Forschungsgruppe des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig fest, dass Kinder bis zu einem Alter von 8 Jahren eher übergewichtig sind, wenn bei ihren Müttern in der Schwangerschaft gesteigerte Butylparaben-Konzentrationen nachgewiesen wurden.

Das Problem ist, dass hormonell wirksame Substanzen auf dieselben Rezeptoren abzielen, die auch körpereigene Geschlechtshormone nutzen. Womöglich könnten dadurch viele Körperfunktionen beeinträchtigt werden, wie das Herz-Kreislauf-System oder die Fortpflanzungsorgane. Auch das Schilddrüsenhormon-System könnte auf die Anwendung reagieren.

Verbot von Parabenen? Das sagt das Bundesamt für Risikobewertung

Wenn Parabene dermaßen in der Kritik stehen, warum werden sie dann nicht einfach verboten? Diese Frage stellen sich mit Sicherheit viele Anwender. Zunächst gibt es verschiedene Arten von Parabenen.

In Studien an Tieren wurden vor allem Butyl-, Propyl-, Methyl- und Ethylparabene analysiert und Höchstkonzentrationen für kosmetische Produkte festgelegt. Demnach sollte die Butyl- und Propylparaben- Konzentration auf 0,19 % beschränkt bleiben.

Warum die Menge nicht einfach weiter gesenkt wird? Ganz einfach, mit dieser Höchstmenge kann noch immer sichergestellt werden, dass die keimhemmenden Eigenschaften greifen. Eine niedrigere Dosierung könnte dazu beitragen, dass Resistenzen entstehen.

Das Bundesamt für Risikobewertung sieht mit Blick auf Methyl- und Ethylparaben derzeit keinen Anlass für eine Beschränkung. Die bisherigen toxikologischen Analysen weisen daraufhin, dass die Höchstkonzentrationen sicher sind.

Bei den übrigen Parabenarten klafft momentan eine Wissenslücke. Noch ist nicht klar, welchen Einfluss Phenyl-, Isopropyl- und Isobutylparabene auf den Körper nehmen. Daher rät das Bundesinstitut für Risikobewertung den Produzenten, diese Substanzen nicht einzusetzen.

Übrigens: Ein generelles Verbot hält das Institut für nicht angebracht. Schließlich gäbe es viele andere Konservierungsstoffe, die einen größeren negativen Einfluss auf die Gesundheit besäßen.

Achtung: der Cocktaileffekt kann es in sich haben

Halten wir fest: Es gibt festgelegte Höchstmengen für ausgewählte Parabene. Allerdings kann durch viele Produkte, die gleichzeitig angewendet werden, nicht ausgeschlossen werden, dass die Höchstmenge überschritten wird.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz gibt an, dass sich womöglich Parabene gegenseitig verstärken könnten. Daher ist ein Mix aus unterschiedlichen Produkten, die alle die chemischen Konservierungsstoffe enthalten, nicht empfehlenswert.

In welchen Produkten stecken Parabene?

Wer Ausschau nach Parabenen hält, muss nicht lange suchen. Kosmetikartikel, wie Haarpflege, Haarshampoo und Cremes, können die chemischen Zusatzstoffe enthalten. Selbst Lippenstifte und Lebensmittel können mit Parabenen angereichert sein.

Wer auf die Konservierungsstoffe verzichten möchte, sollte daher auf die Inhaltsstoffe achten. Dafür ist ein genauer Blick auf die Produktverpackung empfehlenswert.

Hier geht’s zu unserem Test von parabenfreien Bio Shampoos.

Parabene erkennen auf Produktverpackungen

Mit dem Studieren der Inhaltsstoffliste können die bedenklichen Substanzen aussortiert werden.

Liste

Die Kosmetikindustrie setzt auf folgende Parabene:

  • Butylparabene
  • Methylparabene
  • Ethylparabene
  • Pentylparabene
  • Phenylparabene
  • Propylparabene
  • Isobutylparabene
  • Isopropylparabene

Es gibt einen Grund, warum Benzylparaben hier nicht aufgeführt ist. Es darf nicht mehr als Konservierungsmittel in Kosmetikprodukten verwendet werden. Hersteller nehmen auch zunehmend Abstand von Isopropyl-, Isobutyl-, Phenyl- und Pentylparaben.

Achtung: Die Industrie nutzt auch alternative Bezeichnungen. Damit sich Parabene nicht in einen Deckmantel hüllen können, sollte auch nach nachfolgenden Bezeichnungen Ausschau gehalten werden:

  • Hydroxybenzoesäure
  • Parahydroxybenzoat
  • Nipagin
  • Nipasol
  • Metagin
  • Propagin
  • Oxybenzoat
  • Hydroxybenzoat
  • Oxybenzoesäure

Diese Alternativen gibt es

Parabene sind günstig. Aus diesem Grund werden sie von vielen Kosmetikherstellern bevorzugt. Zudem müssen Produkte laut EU Kosmetikverordnung mindestens 30 Monate haltbar sein.

Das dient dazu, den Anwender vor bakteriellen Verunreinigungen zu schützen. Konservierungsmittel können diese Vorgaben erfüllen. Verschiedene Substanzen stehen für die Konservierung zur Verfügung. Ausgewählte Faktoren bestimmen darüber, welche Substanzen sich am besten eignen. Dazu zählen die Art des Produktes und die Verpackung.

Übrigens: In Dänemark ist man hinsichtlich Parabenen weiter als hierzulande. Die hiesigen Verbraucherschutzorganisationen haben sich tatkräftig eingesetzt. Dadurch konnten sie erreichen, dass viele Hersteller auf hormonell wirksame Stoffe verzichten.

Folgende Alternativen sorgen dafür, dass herkömmliche Konservierungsmittel nicht mehr nötig sind:

  • Austausch von Substanzen: Auch andere Konservierungsmittel können eingesetzt werden, um ein Produkt lange haltbar zu machen. So zum Beispiel Phenoxyethanol, Sorbic acid und Benzoic acid. Allerdings können sich einige neurotoxisch auswirken oder Allergien auslösen. Für eine sanfte Alternative sind daher ausgedehnte Untersuchungen nötig. Nur so gelingt es, kritische Konservierungsmittel durch gute Alternativen zu ersetzen.
  • Austausch von Rezepturen: Hersteller von Naturkosmetik setzen keine Parabene ein, aber wie machen sie ein Produkt haltbar? Ganz einfach, sie nutzen Rezepturen, die chemische Konservierungsstoffe überflüssig machen. Pflanzliche Öle und Extrakte können ebenso dafür sorgen, dass ein Produkt haltbar wird. Darüber hinaus ist auch Alkohol ein beliebter Zusatz, um natürliche Produkte vor Keimen zu bewahren.
  • Austausch von Verpackungen: Wer andere Verpackungen bevorzugt, kann Keimen ebenfalls den Garaus machen. Der Gedanke, der dahintersteckt ist, dass Keime erst gar nicht in das Produkt eindringen sollen. Clever, aber nicht immer einfach in der Umsetzung. Dass es trotzdem geht, haben bereits einige Hersteller bewiesen.

Parabenen mit Apps auf die Spur kommen

Jede Inhaltsstoffliste zu studieren und die chemischen Komponenten zuzuordnen, ist denkbar schwierig. Einfacher geht es mit Apps. Dabei wird der Barcode des Produktes gescannt. Die App zeigt im Anschluss an, was enthalten ist.

Um Kunden mehr Transparenz in den Konsumentenalltag zu ermöglichen, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland eine eigene App mit dem Namen „ToxFox“ herausgebracht.

Dabei lohnt es sich auch, andere kritische Inhaltsstoffe zu hinterfragen. Schließlich sagt der Verzicht auf Parabene nichts über übrige bedenkliche Substanzen aus. So wird Methylisothiazolinon (MI) als Konservierungsmittel ebenfalls heiß diskutiert.

Kein Wunder, denn dieser Stoff kommt mit einem deutlich höheren Allergiepotenzial als Parabene daher.

Als alternative App ist „Codecheck“ empfehlenswert.

Mit Naturkosmetik auf Parabene verzichten?

Naturkosmetik ist beliebt. Nicht zuletzt deswegen, da bedenkliche Inhaltsstoffe hier draußen bleiben. Zur Konservierung werden nicht Parabene, sondern Alkohol, Salze und ätherische Öle genutzt.

Damit können Anwender ebenso vor Keimen geschützt werden wie mit konventionellen Konservierungsstoffen.

Das Problem: Der Begriff „Naturkosmetik“ ist rechtlich nicht geschützt. Daher können sich auch viele andere Hersteller die Farbe Grün auf die Fahne schreiben, selbst wenn sie lediglich naturnah sind.

Echte Naturkosmetik für Körper, Gesicht und Haare, die frei von bedenklichen Inhaltsstoffen ist, kann anhand von verschiedenen Zertifizierungen und Siegeln erkannt werden. Wer Parabene für sich kategorisch ausschließt und genau wissen will, mit was das Produkt konserviert wurde, sollte auf das BDIH-Siegel achten. Hier müssen Hersteller genaue Angaben machen.

Auch das Siegel NATRUE gibt den Hinweis, dass es sich um Naturkosmetik im klassischen Sinne handelt. Veganer sollten zudem nach der „Veganblume“ Ausschau halten. Mit ihr gehen Konsumenten sicher, dass keine tierischen Inhaltsstoffe enthalten sind.

Fazit und Bewertung

Parabene stehen in der Kritik und das zu Recht. Zahlreiche Studien haben darauf hingewiesen, dass die hormonell wirksamen Substanzen womöglich die Gesundheit beeinträchtigen.

Vor allem Schwangere, Kinder und Jugendliche reagieren besonders empfindlich auf die chemischen Konservierungsmittel.

Parabene haben zahlreiche alternative Bezeichnungen. Wer auf Nummer sichergehen möchte, sollte Apps nutzen oder direkt auf „echte“ Naturkosmetik zurückgreifen.

Quellen:

  1. https://www.bfr.bund.de/cm/343/verwendung_von_parabenen_in_kosmetischen_mitteln.pdf
  2. https://www.allergo-natur.de/allergien/637-2/
  3. https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/kosmetik-check_studie.pdf
  4. https://www.nature.com/articles/s41467-019-14202-1
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