Lebensmittelverschwendung vermeiden – 8 einfache Tipps & Tricks

🗑️ Lebensmittelabfälle in Deutschland – Tipps und Lösungen gegen die Verschwendung

Fürs Galgenraten eignet sich der Begriff prächtig – das ist im Grunde das einzig Gute, was die Lebensmittelverschwendung an sich hat.

Die Zahlen & Statistiken zum Verlust von Obst, Gemüse & Co. sind Jahr für Jahr erschreckend. Mal sind es 70 Kilogramm Lebensmittel, die der Deutsche durchschnittlich in die Tonne wirft, das Jahr darauf sind es dann sogar 75 Kilogramm. Im Rest von Europa und weltweit sieht es nur teilweise besser aus.

Es kommt nicht auf ein paar Gramm an. Es ist ein Misere. Das ist sie seit vielen Jahren. Und es scheint sich kaum etwas daran zu ändern. Und dass, obwohl es zahlreiche Hilfestellungen gibt: von der modernen App, die dir Infos über die wirkliche Haltbarkeit von Lebensmitteln gibt bis hin zu altmodischen Ratschlägen der Oma, die meist gar nicht altbacken, sondern klug und originell sind. Von meiner weiß ich zum Beispiel, dass überreife Pfirsiche kein Fall für den Biomüll sind. Man kann sie hervorragend zu einem süßen Kompott verarbeiten, das bei richtiger Lagerung mehrere Wochen haltbar ist.

Wie & wo entstehen die meisten Lebensmittelabfälle?

Wie praktisch wäre es, die Schuld bei jemand anders zu suchen?! Sehr praktisch, geht aber nicht.

Noch immer sind wir es, die für den größten Batzen der Lebensmittelabfälle verantwortlich sind. Es ist nicht der Landwirt, nicht das Restaurant mit Außer-Haus-Küche und nicht der Handel. Sie sind Teil des Gesamtsystems, aber wir tragen die Hauptschuld.

Zwei Mülltonnen
Die Deutschen verschwenden im internationalen Vergleich besonders viele Lebensmittel.

Mehr als die Hälfte der Lebensmittelabfälle geht auf das Konto des Verbrauchers. Er ist es, der zu viel einkauft, zu viel kocht und zu sehr auf das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) fixiert ist. Dass es immer noch Menschen in Deutschland gibt, die trotz der zahlreichen Aufklärungskampagnen[1] trockene, abgepackte Fusilli eine Woche nach Ablauf des MHD in den Müll schmeißen, können wir nicht verstehen.

Der Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) & Verbrauchsdatum

Zum Auffrischen hier noch einmal in aller Kürze: Das MHD ist kein Verfallsdatum. Der Hersteller garantiert dir quasi damit, dass sein Produkt ungeöffnet und bei richtiger Lagerung bis zum angegebenen Termin seine typischen Merkmale wie Geschmack, Geruch und Konsistenz behält. Gerade trockene oder konservierte Lebensmittel sind weit über das MHD hinaus genießbar. Verspeise sie nicht einfach blind ohne zu prüfen, aber wenn Geruch und Aussehen passen, sollte es keine Probleme geben.

Ist ein Lebensmittel mit einem Verbrauchsdatum ausgezeichnet, gelten allerdings andere Regeln. Klassisches Beispiel hierfür ist frisches Fleisch. Dieses ist immer mit einem Zu verbrauchen bis ausgestattet. Ist das angegebene Datum verstrichen, sollten Wurst, Hack & Co. eigentlich nicht mehr auf deinem Teller landen. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel.
Verzehre tierische Produkte nach dem Verbrauchsdatum jedoch nur, wenn du dir 100 % sicher bist, dass damit alles ok ist!

Angesichts der Unsicherheiten zur Haltbarkeit von Lebensmitteln hoffen wir stark, dass die Hamsterkäufe zu Beginn der Corona-Pandemie entweder bereits verarbeitet und verspeist wurden oder zumindest kühl und trocken in irgendwelchen Vorratskammern lagern.
Und, liebe Mehltüten-Hamster, das weiße Pulver verliert nach einem Jahr bereits seinen typischen Geschmack – also ran da und fix einen Rainbow-Cake für die Kinder zaubern!

 ✅ Lösungen & Strategien gegen Lebensmittelverschwendung

Probleme und Hauptschuldige wären damit ausgemacht. Nun geht es darum, bewusst umzusteuern, um die Lebensmittelverschwendung in Deutschland langfristig zu senken.

Bei den Worten Umsteuern, Umlenken und Ändern stellen sich beim ersten wahrscheinlich gleich schon wieder die Nackenhaare auf und der Krawallo kommt zum Vorschein. Aber keine Angst! Es gibt eine Menge Lösungsansätze, die easy in das individuelle Leben integrierbar sind und in ihrer Gesamtheit einen wirklichen Unterschied machen können.

Drei Arbeiter auf Plantage
Wenn Deutschland weniger Lebensmittel importiert, wird dringend benötigtes Ackerland in Entwicklungsländern frei.

Und das nicht hinsichtlich der reinen Essensmenge, die positiven Folgen sind umfangreicher. Denn wenn weniger im Müll landet, kann die Lebensmittelproduktion mit gutem Gewissen schrumpfen und mit ihr die Belastung für Umwelt und Klima. Lebensmittelimporte aus Schwellen- und Entwicklungsländern könnten ebenfalls zurückgefahren werden und der heimischen Bevölkerung stünden mehr Ackerfläche für den eigenen Anbau von Nahrungsmittelpflanzen zur Verfügung.
Schließlich sind es noch immer etwa 700 Millionen Menschen, die weltweit hungern. Zwei Milliarden gelten als mangelernährt[2].

Schaut euch die folgenden Tipps einfach ungezwungen an und überlegt, was ihr umsetzen könntet. Wie immer gilt: Irgendwas machen ist besser als nichts zu machen!
Unsere Liste erhebt nicht den Anspruch, vollständig zu sein. Wir lernen gern dazu und freuen uns über eure Ergänzungen unten in den Kommentaren!

Weniger einkaufen

Das klingt banal und nicht nach einem verrückten Geheimtipp. Ja, vollkommen richtig, aber trotzdem kaufen immer noch sehr viele Menschen nicht nur zu viele Klamotten, sondern auch zu viele Lebensmittel ein.

Warum? Sie gehen hungrig einkaufen, können Mengen nicht einschätzen und lassen sich von neuen Produkten zum Kauf verführen. Ab und an ist das ja auch ok, aber es darf nicht die Regel sein. Also: Gehe immer (halbwegs) gesättigt einkaufen und überlege dir bei jedem Produkt kurz, wann und in welcher Form du es verspeisen willst.

Du möchtest deine Freunde am kommenden Wochenende mit einem Champignon-Risotto überraschen? Tolle Idee! Hol die Pilze dann aber auch erst am Freitag und nicht gleich am Montag. Alles zu seiner Zeit und alles in den richtigen Mengen!

Supermarkregale von oben
Der durchschnittliche Deutsche kauft zu viele Lebensmittel ein.

Zu Lebensmitteln mit kurzem MHD greifen

Fast jeder Supermarkt hat inzwischen einen Extra-Bereich für Lebensmittel eingerichtet, bei denen das MHD bald abläuft. Greife hier gezielt zu, wenn du kurzfristig Verwendung für sie hast oder wenn es sich um Produkte handelt, die länger genießbar sind. Ist das MHD erst einmal abgelaufen, landen die Lebensmittel in der Regel in den Mülltonnen hinterm Supermarkt.

Übrig gebliebene, reduzierte Lebensmittel per App orten & kaufen

Werde zum Essensretter! Wie? Zum Beispiel so: Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der kostenfreien App Too Good To Go gemacht. Einfach runterladen, anmelden und schon erhaltet ihr Zugriff auf günstige Lebensmittel oder ganze Gerichte, die Supermärkte, Hotels, Restaurants und Bäckereien übrighaben und zu reduzierten Preisen abgeben.

Manchmal gibt es Überraschungstüten, manchmal wisst ihr vorher ganz genau, welche Leckerei euch erwartet. Ihr könnt schauen, was bei euch in der Nähe ist, es reservieren und vorab via App zahlen. Häufig handelt es sich bei den Angeboten sogar um Bio-Lebensmittel und auch für Veganer & Vegetarier ist immer eine Menge dabei.

Brot & Brötchen vom Vortag kaufen und richtig lagern

Backwaren zählen leider auch zu den Lebensmitteln, die besonders häufig im Müll landen. Grund dafür ist meist eine falsche Lagerung. Dabei ist das gar nicht so schwer: Brot und Brötchen mögen es, bei Zimmertemperatur in einem atmungsaktiven Beutel oder in einem Gefäß mit Luftlöchern untergebracht zu werden.

Runde Brotlaibe im Regal
Brot & Brötchen verschimmeln häufig wegen falscher Lagerung.

Solange sie „atmen“ können, bleibt Schimmel eine Weile fern. Ist das Brot einfach nur zu hart, kann es zumindest noch aufgeweicht und mit Hack zu Klopsen verarbeitet werden. Alternativ freuen sich auch Enten, Pferde oder Hängebauchschweine im Wildgatter darüber.

Außerdem könntest du standardmäßig zu Brot und Brötchen vom Vortag greifen. Diese findest du günstig in fast jeder Bäckerei oder – wenn du zum Beispiel in Berlin wohnst – bei Second Bäck. Das ist sowas wie ein Gnadenhof für Bio-Backwaren. Dort tummeln sich ausschließlich gesundes Brot & Teilchen vom Vor- oder Vorvortag.

Penibel schälen & Brühe aus Zwiebelschalen herstellen

Ich kenne es selbst von mir: An manchen Tagen habe ich keine Lust, die Bio-Möhren unter dem Wasserhahn zu schrubben, greife stattdessen fix zum Sparschäler und raspel die Hälfte weg. Das ist doppelter Unfug! Denn die Schale ist nicht nur genießbar, sondern sie ist besonders reich an Vitaminen und sollte deshalb auf keinen Fall im Biomüll landen.

Ähnlich verhält es sich beim Brokkoli: Sein Strunk ist sehr gesund und sollte es mit den Röschen unbedingt in den Eintopf schaffen. Auch Zwiebelschalen und Kräuterstiele müssen übrigens nicht weg bzw. erst dann, wenn man aus ihnen eine kräftige Gemüsebrühe gekocht hat.

Verschiedene Gemüsesorten auf einem Markt
Gemüseabfälle eignen sich gut, um daraus Brühe herzustellen.

Einfrieren, Einkochen, Einlegen & Anbraten

Verarbeitete und gefrorene Lebensmittel halten sich länger als Frischware. Also lautet die Devise: Mach was mit den Lebensmitteln! Verarbeite sie und warte nicht darauf, dass die Kartoffel Beine kriegt und von selbst in die Biotonne läuft.

  • Beispiel 1 – Das Ablaufdatum vom Rinderhack steht kurz bevor.
    Es sind 35 Grad draußen und du hast höchstens Lust auf Salat & Gazpacho. Kein Problem. Schnapp dir das Hack, vermenge es mit Ei, Gewürzen, altem Brot und brate daraus Klopse. Rein in den Kühlschrank, wo sie sich noch ein paar Tage halten.
  • Beispiel 2 – Die kleinen Gurken im Biomarkt hatten es dir letzte Woche ziemlich angetan.
    Mehr als zwei pro Tag müssen dann aber doch nicht sein. Macht nix. Schnapp dir ein Schraubglas und spül es mit kochendem Wasser aus. Anschließend zu gleichen Teilen Wasser und Essig hinein. Salz, Zucker und Gurken hinzu. Fest verschrauben und nach ein paar Tagen warten gesunde Essiggurken auf dich, die ziemlich lange haltbar sind.
  • Beispiel 3 – Die Schwiegermutter hat dir stolz ihre Apfelernte aufs Auge gedrückt.
    Nett, aber zu viel. Fass dir ein Herz, schnippel die Äpfel klein und mach daraus Apfelkompott. Dafür einfach die Früchte mit Zitrone und ein bisschen Zucker köcheln lassen, abkühlen und in saubere Schraubgläser abfüllen. An einem dunklen, kühlen Ort hält sich das Mus mehrere Wochen.
  • Beispiel 4 – Hast du zu viel Bulgur-Salat gemacht, frier die Hälfte ein.
    Zu viel Reis, Nudeln, Soße oder Suppe – auch damit rein in die Kühltruhe und bei der nächsten Hungerattacke schonend im Wasserbad oder in der Mikrowelle auftauen. Ganz hervorragend geht das übrigens auch mit Bananen. Die dann nicht auftauen, sondern richtig leckere (N)ice Cream daraus machen.

Du hast noch nie was von Nice Cream gehört? Dann schau dir unbedingt dieses Video an. Die lustige Jacko Wusch zaubert hier ein superleckeres, cremiges & gesundes Snickers-Eis. Gefrorene Bananen sind die Hauptzutat.

Reste verschenken

Ihr habt doch mal wieder zu viel eingekauft oder fahrt morgen in den Urlaub und der Kühlschrank ist nicht leer? Schmeißt die Sachen nicht weg. Klingelt einfach bei eurem Nachbarn und verschenkt es an ihn. Falls ihr neben einem Griesgram wohnt, der das nicht verdient hat, dann bietet die Lebensmittel kostenlos zum Abholen über eines der Online-Nachbarschaftsnetzwerke an. Das funktioniert immer.

Doggy Bag

Wir können die Scheu nicht verstehen, aber vielen ist es peinlich, unangenehmen oder irgendwas, sich das Zuviel an Essen im Restaurant einpacken zu lassen. Warum denn nur? Davon abgesehen, dass man schließlich auch dafür bezahlt hat, würde man es in der Küche sonst nur wegschmeißen. Also, nehmt die Reste mit nach Hause. Am besten natürlich in einer eigenen Box, damit nicht unnötig Alu- oder Plastikbehältnisse zum Einsatz kommen müssen.


[1]
Hier ist zum Beispiel die Aktion des Ernährungsministeriums (BMEL) zu nennen: Zu gut für die Tonne!

[2] https://www.welthungerhilfe.de/hunger/

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