Kernseife: 10 starke Tipps für Körper, Haare und Haushalt – schon eingeseift?

Früher war er in jedem Haus zu finden, der schmuck- und duftlose Block Kernseife. Oma und Uroma nutzten sie überall als Hausmittel. Für Haut, Wäsche, Geschirr, zum Putzen und vielem mehr. Entdecke Kernseife wieder neu als günstiges, verträgliches und vielseitiges Multitalent und Basis für Selbstgemachtes.

Erfahre hier Wissenswertes und lerne einige ihrer erstaunlichen Anwendungsmöglichkeiten kennen.

🧼 Was ist Kernseife?

Der Chemiker würde sagen, reine Kernseife besteht aus Natriumsalzen von Fettsäuren, Schmierseife dagegen sind die Kaliumsalze. Seifensieder kochten und rührten ganz einfach pflanzliche oder tierische Fette und Öle langwierig in Natronlauge, NaOH: Sie „verseiften“ Fette wie Schmalz, Knochenfett, Talg, Kokos- oder Kakaofett, Palm-, Palmkern-, Oliven- oder andere Pflanzenöle. Dabei spalten sich ihre Fettsäuren vom Glycerin ab. Und zwar bestenfalls alle.

Um daraus Kernseife zu gewinnen, trennte der Sieder den entstandenen zähen Seifenleim mit Kochsalz, auch Aussalzen genannt. Der Effekt: Die eigentliche Kernseife schwimmt auf der glycerinhaltigen Unterlauge mit weiteren Reststoffen. Erneut in reichlich Wasser gekocht und nochmals ausgesalzen reinigte er die Kernseife und ließ sie aushärten. Fertig. Die Waschkraft, Konsistenz und Haltbarkeit hängen von der Fettzusammensetzung ab, genauer deren Fettsäuren. Kernseife ist deshalb nicht gleich Kernseife.

Naturseifen dagegen sind ohne Sieden unvollständig verseift und bleiben von vornherein ungetrennt. Sie enthalten gezielt errechnete Anteile an Glycerin und unveränderten Ölen, wodurch sie von Natur aus sanfter, pflegend und rückfettend sind.

Original-Kernseife unterscheidet sich durch ihren fehlenden Fettüberschuss, ihre Reinheit, alkalische Reaktion in Wasser, vor allem aber den sehr hohen Gehalt an waschaktiven Fettsäuren. Dennoch bildet sie die Basis vieler Fein- oder Toilettenseifen, denn Hersteller fügen für verschiedene Zwecke und Spezialseifen nachträglich einige Ingredienzen hinzu: Parfümöle, Farbstoffe, Rückfettungsmittel oder auch Wirkstoffe.

Worauf beim Kauf von Kernseife zu achten ist

Kernseife kaufen
Achte auf die palmölfreie und vegane Herkunft der Seife, da für die Herstellung manchmal tierische Abfallprodukte verwendet werden

In früheren Zeiten dienten tierische Fette aus Haut und Knochenmark als Grundlage für die Kernseifensiederei, eher Abfälle also. Noch heute gibt es Produkte auf der Basis von Talg, am Inhaltsstoff „Sodium Tallowate“ erkenntlich.

Ohne Palmöl

Möchtest du lieber pflanzliche Ausgangssubstanzen, so sind auch hier Rohstoffe üblich, die du besser meiden solltest: Der billige und noch immer nur selten nachhaltig angebaute Rohstoff Palm(kern)öl. Er gibt sich zu erkennen als „Palmitate“, „Palmate“ oder „Palm Kernelate“. Auch „Cetearyl”, “Cetyl” oder „Stearate“ stammen höchstwahrscheinlich von Palmöl ab. Leider gibt es noch eine Reihe weiterer Zusatzstoffe, die nicht nur aber auch aus Palmöl hergestellt werden, Glycerin („Glycerol“) zum Beispiel. Das Ausschlussverfahren führt also nicht unbedingt zu palmölfreier Seife. Das Bewusstsein der Produzenten für Nachhaltigkeit ist allerdings gestiegen, viele geben deshalb von sich aus oder auf Nachfrage Auskunft über ihre Rohstoffbasis.

Prüfe außerdem, ob der Hersteller rückfettende Eigenschaften ausweist. Mit Fetten, Glycerin und anderen Überfettungsmitteln angereicherte Kernseifen sind eher für die besonders sanfte Körperpflege geeignet und taugen weniger als Haushaltsreiniger. Sie büßen an Reinigungskraft ein, hinterlassen unansehnliche Filme und riechen schnell ranzig. Das Gleiche gilt übrigens für überfettete Naturseifen mit Angaben zum Fettanteil in Prozent.

Eine etwas aufwendiger hergestellte Sonderform der Kernseife ist die französische Savon de Marseille. Ihre Grundlage sind Soda (Natriumkarbonat) und ursprünglich Olivenöl – wohin der Trend heute wieder geht.

Auch aus Syrien kommt eine regionale Spezialität aus Soda-Asche und Olivenöl, die Aleppo-Seife. Mit ihrem Zusatz von fettem Lorbeeröl ist sie jedoch leicht überfettet.

Du erhälst das Produkt online, im Supermarkt, in der Apotheke oder auch in Drogerien wie dm, Rossmann oder Müller.

Allgemeine Tipps zur Anwendung von Kernseife

Kernseife entfaltet ihre Wirkung als Lauge, am allerbesten in weichem Wasser gelöst. Denn bei höherer Wasserhärte lagern sich schnell unschöne graue Kalkseifen aus Calcium- und Magnesiumsalzen der Fettsäuren ab, die keinen Nutzen haben.

Für kleine lokale Anwendungen benetzt du das Seifenstück einfach mit Wasser und reibst die schmierige Schicht ein. Zum Waschen mit Lauge besorgst du dir fertige Kernseifenflocken, besser noch Pulver, oder stellst sie dir als Vorrat mit einer Küchenreibe her. Du beziehungsweise die Wasch- oder Spülmaschine löst diese bei Bedarf schnell in Wasser.

Für home-made Flüssigseife, Duschgel, Spül- oder Waschmittel kannst du gekochte Gel-Seifenlauge als Basis nutzen. Dazu löst du Seifenflocken in heißem Wasser auf, kochst die Lösung eine Weile und lässt das Ganze unter Rühren langsam abkühlen. Die Lauge sollte gelartig werden, wenn nicht, einfach erneut aufkochen. Mit Zusätzen deiner Wahl wird das Gel dann zum selbstgemachten Pflege- oder Reinigungsprodukt. Schau einmal, welche konkreten Einsatzmöglichkeiten wir für dich zusammengestellt haben:

Was Kernseife alles kann

1. Pur zur Hautreinigung von hartnäckigem Schmutz

Du hast in der Werkstatt gearbeitet, mit öligem oder sonstigem hartnäckigem Schmutz hantiert? Pure Kernseife ist ein hervorragender Fettlöser, einfach am Stück, mit Flocken oder gekochter Gel-Flüssigseife ohne Zusätze. Du kannst auch Seifenflocken mit etwas Holzmehl mischen und beim Händewaschen zu einer hochwirksamen Waschpaste vermengen. Übertreibe jedoch nicht, denn auch die tief in der Hornschicht sitzenden und vor Austrocknung schützenden körpereigenen Substanzen löst Kernseife heraus. Bei gesunder Haut ist der alkalische pH-Wert indes kein Problem, der natürliche Säureschutz baut sich innerhalb einer halben Stunde wieder auf.

2. Flüssigseife oder Duschgel: milde antiallergene Körperpflege

Für die alltägliche Reinigung greife besser zu rückfettenden Rezepturen auf der Grundlage vom oben beschriebenen Kernseifen-Gel aus 15 Gramm Seife auf einen halben Liter. Ein Schuss Lieblingsöl genügt schon. Ob Sonnenblumen-, Mandel-, Oliven- oder Kokosöl, ist ganz dir überlassen. Deine Flüssigseife ist nun auch bei empfindlicher Haut pflegend sanft und enthält keines der häufigsten Allergene!

Nicht nötig, aber verfeinernd, sind etwas Glycerin für die Hautfeuchtigkeit, nährender Honig und ein paar Tropfen ätherisches Öl als Duft- oder Heilzugabe. Oder wie wäre es mit Kräuterauszügen? Etwa 15 Prozent Alkohol (Weingeist) erhöhen die Haltbarkeit.

3. Regulierender Reiniger bei Talg-Überproduktion, Akne sowie fettiger Haut und Haare

Kernseife Haut
Kernseife kann helfen Pickel zu reduzieren und reinigt Haut und Haare

Wenn du unter fettiger Haut, fettigem Haar oder Mitessern und Pickeln leidest, kann dir womöglich Kernseife als purer Flüssigseife helfen. Sie entzieht tiefsitzenden Talg und den in Poren sitzenden Keimen die Lebensgrundlage. Eine Spur Teebaumöl, Kamillen- oder Brennnesselauszug können unterstützen. Gehe regelmäßig aber behutsam vor und teste, wie deine Haut reagiert. Spannt sie und wird trocken, reduziere die Häufigkeit oder lass von dieser Behandlung ab. Bei Haarwäsche mit hartem Wasser achte darauf, gründlich auszuspülen. Gegen Kalkseifenfilm wirkt eine abschließende Essig-Rinse Wunder.

4. Fußbad gegen Entzündungen, Hornhaut und Splitter

Ein zehnminütiges Bad in warmer Lauge erleichtert so einige Fußprobleme. Kernseifenlauge wirkt bei Nagelbettentzündungen leicht antiseptisch und weicht schmerzende stark verhornte Stellen auf. So lassen sie sich einfacher entfernen und auch Splitter ganz simpel herausziehen.

5. Rasierseife

Versuche doch mal, was Großväter schon zu tun pflegten: Schäume mit dem Rasierpinsel deine angefeuchtete Kernseife auf und mache damit deine Nassrasur. Mit ein wenig Öl als Zugabe oder zur Nachbehandlung verhinderst du eventuelle Reizungen und Trockenheit. Oder du greifst zur Flüssigkernseifen-Variante mit den Zutaten deiner Wahl.

6. Zahnputzmittel

Richtig gelesen: Kernseife in der feuchten Zahnbürste ist ein prima Zahnpasta-Ersatz. Neutralisiert Säuren, löst Beläge, reinigt und schäumt wie herkömmliche Zahncreme. Und schmeckt sehr mild.

7. Fleckenmittel

Das Einreiben mit nasser Kernseife wird dir so manchen ärgerlichen Wäschefleck (grüne, rote und gelbe Pflanzenfarbstoffe oder Kragenspeck) zuverlässig anlösen und aggressives Fleckensalz sparen. Danach gleich in die Waschmaschine zur Endreinigung geben.

8. Waschpulver, Flüssig- und Feinwaschmittel

Kernseifenpulver ergibt zusammen mit Waschsoda-Pulver (Natriumkarbonat) und Natron (Natriumhydrogenkarbonat) zu etwa je einem Drittel ein sehr wirksames Waschmittel. Ein bis zwei Esslöffel reichen pro Maschinenladung.
Dein Flüssigwaschmittel stellst du als gekochte Lauge aus 15 Gramm Seife und 20 Gramm Soda in einem Liter her.
Nur tierische Fasern wie Wolle oder Seide vertragen kein Soda, sie verfilzen. Für flüssiges Feinwaschmittel verzichtest du einfach auf Soda und Natron und ersetzt es in der erkalteten Gel-Lauge durch Spiritus (Ethanol).
Wer mag, gibt einige Tropfen Parfümöl ins Weichspülfach.

9. Geschirrspül- und Putzmittel

Ein Esslöffel Natron macht aus gekochter Gel-Kernseife (15 Gramm Kernseife und 500 Milliliter Wasser) ein hygienisches und ungiftiges Spülmittel gegen Fett und Kalkflecken. Obendrein reinigst du damit alle Fußböden und Oberflächen in Küche und Bad günstig und umweltverträglich. Hierfür eignet sich je nach Verschmutzung auch einfach Warmwasser mit gelöster Kernseife.

10. Mittel gegen Blattläuse und andere Pflanzenläuse

Etwa 10 Gramm Kernseife in einem viertel Liter warmem Wasser gelöst, ist ein effektives Benetzungsmittel an befallenen Blättern. Egal, ob mit einem Tuch oder Pinsel großflächig aufgetragen, oder mit einer Sprühflasche auf kleinen Blättern verteilt, sollten nach mehreren Anwendungen die Plagegeister verschwunden sein.

Probier doch mal!

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