Urban Gardening, Farming und Greening – Deine Stadt ergrünt

Urban Farming weltweit im Trend

Berlin, Paris, Tokio – die Großstadtbewohner buddeln, wühlen und haken, was das Zeug hält.

Was früher der ländlichen Bevölkerung vorbehalten war, erobert nun mehr und mehr Großstädte und Metropolen. Auf Hochhausdächern brummt es aus Bienenstöcken, Tomatenpflanzen ranken aus Häuserschluchten heraus und frische Kräuter wachsen direkt im Restaurant – Urban Gardening in seinen unterschiedlichsten Formen.

Was ist Urban Gardening?

Urban Gardening, auch Urban Farming genannt, kann man mit städtischem Gärtnern oder auch mit urbaner Landwirtschaft ins Deutsche übersetzen. Gemeint ist damit der Anbau von Obst und Gemüse sowie die Erzeugung von Honig in Großstädten.

Wo genau Urban Farming seinen Ursprung genommen hat, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht, dass die New Yorker sehr früh dabei waren, Community Gardens (Gemeinschaftsgärten) in Brooklyn einzurichten. Dort werden nicht nur Lebensmittel angebaut, sondern sie sind meist auch mit einem großen Kompost ausgestattet, den Anwohner kostenlos nutzen können.

Bienenstock und Imker

Diese Art von Gemeinschaftsgärten haben es einige Jahre später auch nach Deutschland geschafft. Bekannte Beispiele sind der Himmelbeet Gemeinschaftsgarten in Berlin-Wedding oder der o’pflanzt is! Gemüsegarten in München.
Hinter den Gärten steht meist ein gemeinnütziger Verein, der Gelder verwaltet und sich um die Basispflege der Beete kümmert. Die Finanzierung erfolgt in der Regel über Spenden, Mitgliedsbeiträge und über Zuschüsse der Kommunen.

Doch die Städter schließen sich zum Gärtnern nicht nur zusammen, sie pflanzen auch ganz allein in Eigenregie. Zu beobachten ist dies auf zahlreichen Balkonen und Terrassen. Dort wimmelt es von Hochbeeten, Mini-Gewächshäusern und Terracotta-Töpfen.
Gepflanzt wird, wonach es dem gestressten Städter gelüstet. Hoch im Kurs stehen frische Kräuter wie Basilikum und Koriander, Erdbeeren in Hülle und Fülle sowie Tomaten, Kürbisse und Zucchinis.

Vorteile & kostenloses E-Book zum urbanen Gärtnern

Urban Gardening bietet vor allem Benefits für Natur, Umwelt und eine (groß-)städtische Bevölkerung, die aus verhältnismäßig vielen Singles besteht.

Zu den Vorzügen zählen ganz konkret die Förderung von Biodiversität, die Verbesserung der Luftqualität, die Stärkung von Garten-Communities und die Erzeugung von regionalen Lebensmitteln, die besonders frisch und nährstoffreich sind. Lange Transportwege inkl. hohem CO₂-Ausstoß für Lebensmittelimporte reduzieren sich und es wird nur so viel angebaut, wie man gleich essen oder verarbeiten kann.

kostenloses E-Book Urban Gardening

Zudem stärkt der Anbau von Früchten, Salat, Kräutern & Co. die Verbindung zwischen Mensch und Umwelt – das ist gerade auch bei Kindern zu beobachten. Die Wertschätzung für die Natur steigt und mit ihr das Bedürfnis, diese zu schützen.
Wir haben es hier mit einer rundherum inspirierenden Bewegung zu tun, die die Lebensqualität in Städten verbessert und absolut unterstützenswert ist.

Wenn du neugierig geworden bist und vielleicht mit dem Gärtnern starten willst, empfehlen wir dir die Lektüre des kostenlosen E-Books Urban Gardening – Grüne Oase mitten in der Stadt. Das Buch gibt dir einen guten Einblick in das Thema und stellt viele praktische Tipps bereit. 

Was braucht man für den Anbau in der Stadt?

Was du für das Outdoor-Projekt benötigst, hängt natürlich vor allem davon ab, was du anbauen willst, wie viel Platz dir dafür zur Verfügung steht und wie hoch dein Budget ist. Eine allgemeingültige Antwort ist daher schwierig.

Es gibt jedoch ein paar Utensilien, die man bei fast jedem Gartenprojekt gebrauchen kann. Du bekommst sie in jedem Baumarkt, im Blumencenter oder in großen Online-Shops für Gartenbedarf.

Wir empfehlen dir, bei Erde darauf zu achten, dass sie aus Bio-Betrieben stammt und torffrei ist. Zusätzlich solltest du die Finger von supergünstigem Flüssigdüngern auf Chemie-Basis lassen und stattdessen zu Bio-Dünger greifen. Diese Produkte sind ein bisschen teurer, aber Boden, Tiere und dein Körper werden es dir danken.

kleine schaufel

Grundausstattung für Urban Gardening (mit Erde, nicht Hydro- oder Aquaponik)
  • Hoch- oder Tiefbeet
  • Pflanzkübel
  • Bio-Erde
  • Bio-Dünger
  • Bio-Samen oder Bio-Setzlinge
  • (kleine) Schaufel
  • (kleine) Harke
  • Gartenschere

Nahrungsmittel in der Stadt – Warum das ganze?

Urban Gardening gilt als Modeerscheinung, als vorübergehender Trend und wird sicher von dem einen oder anderen Landwirt vom Dorfe belächelt. Absolut zu Unrecht.
Denn hinter dem Gärtnern im Kleinen steht etwas Großes!

Bereits heute leben 55 % der Weltbevölkerung in Städten. 2050, wenn voraussichtlich 10 Milliarden Menschen auf diesem Planeten sind, soll der Anteil auf nahezu 70 % ansteigen. Und auch wenn diese Prognose etwas zu hoch greift, werden es immer noch mehrere Milliarden sein, die sich künftig auf engen Räumen drängen werden.
Ein Blick nach Tokio mit 37 Mio. Einwohnern bietet einen Vorgeschmack darauf.

All diese Menschen wollen mit frischen und gesunden Lebensmitteln versorgt werden. Das gelingt jedoch nur, wenn es genügend Anbauflächen gibt. Diese sind jedoch schon heute knapp und so versuchen die Städte neue kleine Flächen in Form von Hochbeeten & Co. zu gewinnen.

Mit zunehmender Urbanisierung werden außerdem die Transportwege von Lebensmitteln, die auf dem Land angebaut werden, immer länger. Dies verursacht mehr Emissionen, die Anlieferungen – und damit die Lebensmittel – werden teurer und die Lebensmittelmenge, die in den Lastwagen verdirbt, nimmt zu; und das nicht zuletzt wegen der global ansteigenden Temperaturen.
Dies sind nur einige gute Gründe, die für den urbanen Gartenbau sprechen.

Neben der privaten Form des Urban Farmings, die vornehmlich klassisch mit Erde im Freien erfolgt, gibt es noch weitere nahhaltige Anbaumethoden, die in erster Linie von Unternehmen durchgeführt werden.

Indoor Farming in Städten

Indoor Farming, auch Indoor Gardening genannt, steht für den Obst- und Gemüseanbau in Innenräumen. Die ganz kleine Version davon ist ein Kressebeet oder ein Topf mit Pfefferminze auf der Fensterbank in Muttis Küche.

An dieser Stelle möchten wir jedoch auf Indoor Farming im großen Maßstab blicken:

Wir schauen durch die Glastür des hippen Italieners in der Friedrichstraße und sehen einen riesigen Pflanzschrank mitten im Gastraum stehen. Er sieht aus wie ein edler Kühlschrank mit Glasfront. Im Inneren wachsen verschiedene Salate und frische mediterrane Kräuter. Bevor der Kellner die Spaghetti aus dem Parmesanleib serviert, öffnet er die Tür, schneidet ein paar Rucolablätter ab und garniert damit den Teller.

indoor farming

Diese Form des Urban Farmings gewinnt immer mehr an Bedeutung. Pflanzschränke halten Einzug in Restaurants, in Supermärkte und in Kantinen. Das besondere an dieser Methode ist nicht nur, dass die Lebensmittel mitten im Getümmel wachsen, sondern die Salatköpfe stehen im Wasser und stecken nicht in der Erde. Dies nennt sich Hydroponik.

Was ist Hydroponik Indoor Gardening?

Beim hydroponischen Indoor Gardening wachsen Gemüse & Obst in einer Nährlösung heran. Erde wird nicht benötigt, ebenso kann man auf Sonnenlicht verzichten.

Die Nährlösung besteht hauptsächlich aus ganz normalem Leitungswasser, dem Mineralstoffe und Spurenelemente zugesetzt werden. Die Nährstoff-Cocoktails gibt es schon fix und fertig zu kaufen. Darüber hinaus benötigen die Pflanzen ein Substrat, das die Wurzeln hält sowie kleine Begrenzungen (z. B. kleine Körbe), die sie seitlich etwas stützen. Wie bei jeder anderen Pflanzen auch, braucht es dann nur noch Licht und CO2.

Dass es sich dabei nicht um Sonnenlicht handeln muss, beweist z. B. diese riesige Indoor-Hydroponik-Farming Tokio.
Inmitten der Millionen-Metropole werden hier ganzjährig Salat und frische Kräuter gezüchtet. Mit viel moderner Technik, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Nährstoffzusammensetzung optimal aufeinader abstimmt.

Video zur Indoor Hydroponikfarm in Tokio (englisch)

Die Vorteile von Indoor Farming

Die nachhaltigen Pluspunkte von Hydroponic Indoor Gardening kurz & knapp zusammengefasst:

  • Es ist platzsparend, da die Beete übereinander gestapelt werden können.
  • Das ganze Jahr über kann geerntet werden.
  • Man ist unabhängig von Wetter- und Klimaeinflüssen (z. B. Hitze, Stürme, Trockenheit).
  • Hydroponik ist ressourcenschonend: keine Erde, kein Ackerland und geringer Wasserverbrauch.
  • Verpackungsmüll und lange Transportwege entfallen.
  • Die bedarfsgerechte Ernte stellt besonders gesunde Lebensmittel mit hohem Vitamingehalt sicher.
  • Keine Überproduktionen = Keine Lebensmittel für die Tonne.
  • Durch die optimale Pflanzenversorgung und -Kontrolle wird der Ertrag gesteigert.
  • In der Regel keine Verluste, da es weder Unkräuter noch Schädlinge gibt.

Es sind diese Vorzüge, die das hydroponische Indoor Gärtnern so nachhaltig und so attraktiv machen. Attraktiv für uns, die Verbraucher, weil wir dadurch knackig frische und gesunde Lebensmittel bekommen. Und attraktiv für kleine Start-ups und auch große Unternehmen, die mit Indoor Gärtnern ganz neue, gewinnbringende Geschäftsmodelle entwickeln können.

Erdbeeren indoor-farm

Firmen wie Infarm, Agrilution, PlantHive und Bosch haben dies bereits erkannt und sind mit smarten Apps, schicken Hydroponik-Lösungen für den Privatgebrauch, Pflanzschränken für Handel & Gastronomie sowie riesigen Indoor Farmen bereits auf dem Markt vertreten.

Indoor Farming kann jedoch auch ganz basic und ohne Technik auskommen.
Was in Innenbereichen nämlich auch ganz wunderbar gedeiht, sind Speisepilze. Ihre Aufzucht gelingt besonders gut in dunklen, warm-feuchten Umgebungen. Auch Pilze können problemlos auf Erde verzichten. Ihnen reicht zum Beispiel eine Mischung aus Kaffeesatz und Sägespäne aus. Im Nu verbreitet sich das Pilzmyzel, bevor es proteinreiche Fruchtkörper ausbildet.

Im kriegsgeplagten Syrien baut man zum Beispiel vielerorts Champignons und Austernpilze in Kellern an. Die Untergeschosse sind meist noch nicht so stark beschädigt und die Pilze wachsen problemlos aus alten, angeschlitzten Säcken heraus, die von der Decke hängen.

Was ist Aquaponik?

Nun setzen wir in Sachen Nachhaltigkeit noch einen drauf!

Aquaponik ist im Grunde eine erweiterte Version von Hydroponik. Und die Erweiterung kommt in Gestalt eines Fisches daher.

Aquaponische Systeme kombinieren den Anbau von Gemüse und Kräutern in Wasser bzw. einer Nährlösung mit der Aufzucht von Fischen.

Hierfür benötigt man zwei Becken, die entweder neben- oder übereinander stehen. In dem einen Behälter befinden sich die Fische; sie werden gefüttert und eine Pumpe reichert das Wasser mit Sauerstoff an.

aquaponik

Die Reinigung des Fischbeckens übernehmen dann die Pflanzen. Über einen Schlauch wird das genutzte Wasser samt Exkrementen in das Gemüsebecken geleitet, Kräuter und Salat entziehen dem Fischnass für sie wichtige Nährstoffe und reinigen es auf diese Weise. Ein zweiter Schlauch leitet das saubere Wasser zurück zu den Fischen und so entsteht ein Kreislauf.

So stellt sich zumindest der idealtypische Ablauf in der Theorie dar.
In der Praxis muss zwar hier und da nachjustiert werden, aber dieses einfache und zugleich pfiffige System funktioniert.

Und nicht nur das. Es ist extrem nachhaltig, noch nachhaltiger als Hydroponik allein. Schließlich werden so nicht nur ressourcenschonend Gemüse, sondern auch tierische Lebensmittel produziert. Durch das Kreislaufsystem spart man von allen Ressourcen noch mehr ein: Fläche, Wasser, Energie usw. Darüber hinaus gedeihen die Fisch in dem selbstreinigenden System in der Regel ohne Antibiotika oder andere Medikamente.

Hiervon überzeugen kannst du dich zum Beispiel am Stadtrand von Berlin:
In Containern und Hallen züchtet ein engagiertes Team mit der Aquaponik-Methode frischen Barsch und knackige Salate & Kräuter. Der Verkauf der Bio-Lebensmittel erfolgt direkt vor Ort und über umliegende Bio- und Supermärkte. Hier kannst du alles dazu nachlesen.

Was ist Urban Greening?

Im Unterschied zum Urban Farming / Urban Gardening ist mit Urban Greening die Begrünung von Städten gemeint. Dabei geht es also nicht um den Anbau von Nahrungsmitteln in Ballungszentren, sondern darum, möglichst viele Grünpflanzen und Bäume anzulegen.

singapur-urban-greening
Urban Greening in Singapur (Gardens by the Bay)

Klassisches Beispiel sind Parks. Städte und Kommunen wissen die Bedeutung dieser Naherholungsmöglichkeit zu schätzen und setzen sich immer mehr für deren Bestand ein. Es ist im ureigenen Interesse jedes Bürgermeisters, den Städtern auf diese Weise Raum für Sport und für Entspannung zur Verfügung zu stellen.

Doch mit der Einrichtung von Parks ist es in Städten nicht getan. Gerade hier nicht, denn Flächen sind knapp, der Wohnungsbau muss der steigenden Nachfrage gerecht werden und Wirtschaft und Industrie möchten hier ebenso präsent sein. Was also tun, um mehr Grün in die Ballungszentren zu bringen? Ausweichen. Auf Dächer und Häuserfassaden.

Begrünung von Dächern

Das Greening von Flachdächern kam vor allem in den Achtzigern schon einmal auf. In dieser Zeit gab es relativ viele Neubauten, deren Dächer mit Rasen und mit Sträuchern bepflanzt waren. Nachdem diese Praxis zeitweise in den Hintergrund rückte, erlebte sie etwa ab 2010 einen neuen Aufschwung.

Städte und Kommunen entdeckten das Potential der Dachbegrünung wieder.
Hervorzuheben ist nicht nur, dass das Greening auf Häusern platzsparend und schön anzusehen ist.
Besonders wertvoll sind die positiven Effekte auf Klima- und Umweltschutz: Die Pflanzen reinigen die emissionsbelastete Luft. Sie speichern Feuchtigkeit, reflektieren nicht das Sonnenlicht und kühlen die Umgebung auf diese Weise ab. Darüber hinaus bieten sie Lebensraum für zahlreiche Insekten. Mit Blühpflanzen beglückt man vor allem Bienen und Hummeln – Biodiversitätsschutz in ansprechender Form.

begrüntes hochhaus

Großstädte wie Hamburg haben für diese Zwecke eigens eine Gründach Strategie entwickelt und die Kopenhagener nutzen ihre Dächer sogar, um dort zum Beispiel nachhaltige Vergnügungsparks zu installieren.

CopenHill heißt das Vorzeige-Projekt: Auf dem Dach einer Müllverbrennungsanlage haben die Dänen viele Pflanzen und Bäume, Bienenstöcke, eine 450 m lange Skipiste, eine Bar, Windräder, einen Skatepark, eine Kletterwand sowie eine Laufstrecke untergebracht. Eine tolle, nachhaltige Kombination aus Natur, Umwelt und Vergnügen.

Vertical Gardening und Vertical Greening

Grünes in dicht besiedelten Städten unterzubringen, geht auch noch anders: Es kann einfach an Hausfassaden hochklettern. Nach diesem Vorbild ranken Kletterfreunde wie Efeu und Wein bereits seit längerer Zeit an unzähligen Fassaden hoch.

Neu hinzugekommen sind zum Beispiel Mooswände. Moos ist dafür bekannt, Feuchtigkeit besonders lange zu halten. Auf diese Weise sorgt es für etwas Abkühlung zwischen (Hoch-)Häusern. Zudem ist das krause Grün ein potenter Luftreiniger, der die Umgebung von Emissionen befreit sowie ein Lärmbändiger, der etwa laute Verkehrsgeräusche dämpft.

vertical gardening
Vertical Gardening (Park Royal in Singapur)

Zuletzt knüpfen wir noch einmal an den Anfang dieses Artikels an.
Vertikal können nicht nur Grün-, sondern auch Nahrungsmittelpflanzen wachsen. Es ist keine Seltenheit mehr, dass Kletterlinge wie Tomaten, Bohnen und Paprika an Häuserfassaden reifen.

Noch eine Seltenheit, aber mit aufsteigender Tendenz in Großstädten, sind Bio-Reaktoren, in denen gesunde Mikroalgen gedeihen. Diese ernähren sich selbst von viel CO2 und versorgen Menschen wiederum mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen wie Jod, Vitamin B12 und Omega-3-Fettsäuren.

Zurück

Mineralische Sonnencreme & Naturkosmetik Sonnenschutz im Test

Vegane und vegetarische Fleischersatz Produkte & Fleischalternativen im Test

Nächster

Schreibe einen Kommentar