👖 Was macht eine nachhaltige Jeans aus?
Bio, Fairtrade, vegan. Klingt nach Gemüsetheke. Grundsätzlich nicht falsch, aber in diesem Fall stehen wir gedanklich vor einem vollen Regal mit Jeans.
Skinny, Boyfriend, Straight, Bootcut, Mom-Jeans – das sind die beliebtesten Jeans-Schnitte der Deutschen und sie alle gibt es auch als nachhaltige Variante. Denn das, was wir an Jeans bei Pimkie & Co. finden, ist meist alles mögliche, aber nicht nachhaltig.
Inhaltsverzeichnis
Der Anbau
Die meisten Jeanshosen bestehen zu 100 % aus Baumwolle. Manchmal sind noch 1 bis 5 % Elasthan zugesetzt. Letzteres ist eine Chemiefaser, die zum Großteil aus Erdöl gefertigt ist und damit per se nichts Gutes für Umwelt & Klima in petto hat.
Baumwolle ist ein natürliches Produkt und erscheint damit auf den ersten Blick als ein nachhaltiges Material. Leider trifft dies jedoch nur bedingt zu. Der Anbau von Baumwolle verschlingt große Wassermengen. Pro Jeans mit einem durchschnittlichen Gewicht von 800 Gramm sind es etwa 7.000 Liter Wasser.
Hinzu kommt bei der Aufzucht von konventioneller Baumwolle der hohe Einsatz von Herbiziden und Pestiziden. Die giftigen Stoffe rücken nicht nur Schadinsekten zu Leibe, sondern gefährden auch viele andere Arten und verschlechtern zudem erheblich die Bodenqualität. Bei Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau fällt dieser Aspekt immerhin weg.
Die Produktion
Ausgewaschene, verblichene und Destroyed-Jeans sind im Grunde immer in Mode. Mal mehr, mal weniger, aber in irgendeinem Store findet man die Hosen im Used-Look eigentlich immer.
Hast du dich mal gefragt, wie die künstlichen Beschädigungen entstehen? Meist durch Sandstrahlen und ätzende Chemikalien wie Chlor. Wenn diese Methoden und toxischen Mittel zumindest unter höchsten Sicherheitsstandards durchgeführt und eingesetzt werden würden, wäre die ganze Sache zwar nicht gut, aber vielleicht noch erträglich. Unerträglich ist dagegen, dass diese Bearbeitungsschritte häufig in Schwellen- und Entwicklungsländern ohne ausreichende Schutzmaßnahmen erfolgen.
Auf diese Weise können die giftigen Stoffe in die Umwelt gelangen und – was noch viel schlimmer ist – sie können den Arbeitern gesundheitlich erheblich schaden. Als Folge des Sandstrahlens ohne geeignete Schutzkleidung drohen z. B. lebensgefährliche Verletzungen an der Lungen (Staublunge). Zumindest in Europa ist das Sandstrahlen wegen dieser Gefahr verboten. Wenn es also unbedingt eine Jeans im Used-Look sein soll, dann könntest du ja zumindest auf ein Modell aus der EU zurückgreifen.
Fairtrade
Die Gesundheit der Arbeiter zu schützen, indem sie keinen giftigen Substanzen ausgesetzt sind (s. o.), ist ein wichtiger Aspekt von fairem Handel (Fairtrade). Dazu gehört jedoch auch, die Arbeitszeiten auf ein normales Maß zu begrenzen. Leider sind 12- bis 14-Stunden-Schichten und 6/7-Tage-Arbeitswochen in vielen Fabriken außerhalb Europas noch immer Standard.
Erschwerend kommt hinzu, dass es sich hierbei nicht immer nur um erwachsene Arbeiter, sondern auch um Arbeitskräfte im Kindesalter handelt. Beides ist inakzeptabel und sollte beim Kauf eines Kleidungsstücks, insbesondere von Jeans, Berücksichtigung finden. Um hier auf der sicheren Seite zu sein, muss man gezielt auf Marken setzen, die in direktem Kontakt mit den Fabriken stehen und für ein sicheres Arbeitsumfeld einstehen.
Fairtrade schließt auch die ökonomische Absicherung der Angestellten ein. Arbeiter, die Vollzeit an der Jeans-Produktion beteiligt sind, sollten von ihrem Gehalt gut leben und wenn möglich auch ihre Familie damit versorgen können. Leider ist weder das eine noch das andere überall anzutreffen.
Vegane Jeans
Klar, hat man einfach eine Jeans vor sich, die nur aus Baumwolle und Elasthan besteht, ist sie in der Regel auch vegan. Viele sind an der Rückseite am Hosenbund jedoch mit einem kleinen Schild aus Leder ausgestattet, auf das die Marken häufig ihr Logo drucken. Dabei handelt es sich zwar nur um wenige Zentimeter Leder, doch wer konsequent auf Tierisches verzichtet, möchte auch nicht mit Tierhaut auf der Rückseite herumlaufen.
Die besten deutschen Marken für Bio-Jeans aus nachhaltigen Materialien kaufen
Es gibt glücklicherweise eine Vielzahl von Marken, die nachhaltige Jeans anbieten. Fünf Vorzeige-Brands aus Deutschland stellen wir euch im Folgenden kurz vor.
Ihr Sortiment findest du verstreut auch in Fußgängerzonen in Berlin, Hamburg, Augsburg & Co. Online ist die Auswahl allerdings deutlich größer. Zumal ist das Öko-Sortiment in vielen virtuellen Stores kompakt gebündelt, sodass du nicht stundenlang im Netz herumsuchen musst.
Armedangels – Detox Denim-Jeans ohne Chemie
Mit ihrer Detox-Denim-Linie ist die Kölner Brand Armedangels im Öko-Kosmos godlrichtig unterwegs. Alle Jeanshosen dieser Kollektion sind aus 100 % GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle gefertigt (gentechnikfreies Saatgut) und werden mit schwermetallfreien Knöpfen geschlossen. Beim Logo-Patch auf der Rückseite verzichtet man auf Leder und bei den Modellen im Used-Look auf giftige Chemikalien (z. B. Chlor).
Darüber hinaus garantiert Armedangels faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen für alle Personen, die an der Jeans-Herstellung beteiligt sind – vom Feld- bis hin zum Fabrikarbeiter.
Armedangels bietet seine veganen Eco Jeans für Damen & Herren an. Es geht schon bei 89 Euro los und steigert sich bis 119 Euro – wirklich faire Preise für so viel Grünes in einer Hose. Abgesehen vom guten Inneren sehen die Jeans auch richtig gut aus. Unser Team-Favorit ist eine schwarze Mom-Jeans.
Fairjeans – Vegane Jeans aus GOTS zertifizierter Bio-Baumwolle
Gestartet ist das Label Fairjeans mit einem minimalistischen Jeans-Angebot komplett für Männer: Drei Modelle in zwei verschiedenen Farben. Mit einer Version in stone-washed ist eine dritte Nuance hinzugekommen. Mehr nicht, Männern reicht das.
Seit einem Jahr auch dabei: Skinny-, Slimmy- & Straight-Jeans für Damen. Auch die Frauen können zwischen dunkelblau, schwarz und stone-washed wählen. Weitere Modelle werden sicher bald folgen.
Das ist schon jetzt perfekt: Alle Jeanshosen bestehen aus GOTS zertifizierter Bio-Baumwolle (ohne Gentechnik). Sie werden in polnischen, portugiesischen und tunesischen Betrieben gefertigt, deren fairen Arbeitsbedingungen vor Ort regelmäßig überprüft werden. Die Eco Baumwolle ausgenommen, stammen alle Materialien (u. a. Knöpfe, Schilder) aus EU-Staaten. Dabei sind tierische, chemische und giftige Importe tabu. Damit auch der Used-Look nachhaltig vonstattengeht, setzt Fairjeans u. a. Lasertechnik und Sauerstoffbleiche ein.
Geniestreich – maßgeschneiderte Bio-Jeans made in Germany
Geniestreich ist ganz anders als viele andere Jeansmarken. Anders im positiven Sinne, denn das kleine Unternehmen aus Bielefeld produziert seine Jeans für Männer, Frauen & Kinder komplett in Deutschland. Hierfür verwendet die Brand ausschließlich öko-zertifizierte Materialien, die aus der Türkei und aus Italien stammen. Der Großteil davon ist Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau.
Und nun kommt das Beste: Die Modelle von Geniestreich (ca. 149 Euro) sind an sich schon super, aber das lässt sich mit einer maßgeschneiderten Jeans noch toppen. Hierfür nimmst du Zuhause einfach selbst Maß, trägst die Werte in eine Online-Maske ein und kannst dann sogar noch Denim- und Naht-Farben bestimmen. Alternativ ist es auch möglich, einfach sein Lieblingsmodell einzuschicken und die Geniestreich-Kreativen bauen dieses dann eins zu eins nach.
Hessnatur – Slow Fashion Naturjeans für die ganze Familie
Hessnatur ist zwar schon ein alter Hase im grünen Klamotten-Business, sein Angebot ist jedoch keineswegs altbacken. Bei den Jeans sieht man das einmal mehr: Gerade für die Frauen gibt es viele tolle Modelle, die andernorts nicht anzutreffen sind.
Unsere Team-Favoriten sind eine Jeans Culotte mit Hanffasern, eine Jeans Joggpants mit Leinenanteil und eine Skinny-Variante in einem zarten Lachston. Die Modelle für Männer & Kinder sind etwas weniger ausgefallen, aber mehr als durchschnittlich gut.
Hessnatur garantiert auch bei seinen Jeans-Kollektionen faire und nachhaltige Herstellungsprozesse und setzt wo immer es geht auf natürliche Materialien. Weiterer Pluspunkt ist die Größenvielfalt. Diese reicht bei den Damen-Jeanshosen von einer 26 bis zu einer 48. So können auch mollige Frauen mit großen Größen entspannt im Sortiment stöbern und zuschlagen.
Manomama – nachhaltige Jeans komplett aus deutscher Produktion
Und noch eine tolle Brand, die bei der Herstellung ihrer Klamotten auf Deutschland setzt. Lediglich die Stoffe kommen bei Manomama aus zertifizierten Betrieben aus Tansania und aus der Türkei. Anschließende Arbeiten werden hierzulande durchgeführt, ein Großteil davon in und um Augsburg herum.
Manomama verwendet neben Bio-Baumwolle auch ökologisch angebauten Hanf aus der Region und verzichtet darüber hinaus grundsätzlich auf chemische und erdölbasierte Zusätze. Beim Logo-Patch am Hosenbund kommt zwar Leder zum Einsatz, jedoch stammt dieses von einem regional ansässigen Schlachthof, bei dem die Häute auch wirklich als Abfall anfallen. Die Jeansmodell für Männer & Frauen sind dunkelblau und schwarz und kosten nicht einmal 100 Euro.