Umweltfreundliche Smartphones
Wann ein T-Shirt öko & nachhaltig ist, ist den meisten Menschen inzwischen bewusst. Was jedoch ein nachhaltiges Smartphone ausmacht, ob es sowas überhaupt gibt und wenn ja, wo man es kaufen kann, weiß kaum jemand.
Das sollte sich unbedingt ändern. Denn unser Handy-Konsum ist geradezu grotesk: Wir Deutschen legen uns im Schnitt jede 2,5 Jahre ein neues Smartphone zu. In den wenigsten Fällen ist der Grund dafür, dass das Gerät komplett defekt ist. Meist ist es ein zu geringer Speicherplatz, ein angekratztes Display oder die Inkompatibilität mit der neuesten Software.
Wird das alte Smartphone verschenkt oder verkauft, erfüllt es zumindest noch seinen Zweck. Viel zu oft aber landen die ausgedienten Teile in einer Schublade, um dort ein tristes Leben als Schrankleiche zu führen.
Was tun mit einem defekten Smartphone?
Falls bei dir Schrankleichen dieser Art anzutreffen sind, gib dir einen Ruck und schenke ihnen ein zweites Leben. Wenn Ebay & Co. aus Bequemlichkeit nicht in Frage kommen, dann ab zur nächsten Sammelstelle für Handys. In jedem Phone, auch wenn es sich um ein altes Modell handelt, stecken nämlich viele wertvolle Metalle, die nur darauf warten, wieder zum Einsatz zu kommen.
Falls du keine Sammelstelle in deiner Nähe findest, kannst du dein Phone auch bequem per Post schicken. Empfehlenswerte Adressaten gibt es zu Hauf. Hierzu zählen zum Beispiel die NGOs Pro Wildlife und NABU. Mit einer Handy-Spende an diese beiden Organisationen unterstützt du den Tierschutz.
Darum sind (die meisten) Handys nicht nachhaltig
Es gibt eine Reihe von Gründen, warum vor allem herkömmliche Smartphones nicht nachhaltig sind.
Minuspunkt Nummer 1 geht auf das Konto der Materialien. Etwa 60 verschiedene sind in jedem Phone verbaut. Ein Großteil davon sind seltene Erden (z. B. Kobalt), die in großen Mengen fast ausschließlich in konfliktbehafteten Weltregionen vorkommen und dort teils unter sklavenähnlichen Voraussetzungen abgebaut werden – leider auch von Kindern. Das Geschäft darum und die Strukturen vor Ort führen häufig zu blutigen Auseinandersetzungen.
Erschwerend hinzu kommt das Thema Recycling bzw. Nicht-Recycling. Viele der eingesetzten Materialien lassen sich nämlich (noch) nicht wiederverwenden. Aus diesem Grund landet der Handy-Elektroschrott, vor allem europäischer, häufig auf Müllhalden in Schwellen- und Entwicklungsländern, wo er Menschen und Umwelt schadet.
Außerdem kommen regelmäßig Skandale wie diese ans Licht: Chinesische Fabrikarbeiter stehen bis zum Umfallen an Förderbändern und schrauben Smartphones zusammen. Eines nach dem anderen. Bei grellem Licht, Hitze, sechs oder sieben Tage die Woche.
Um diese unmenschlichen Zustände zu verhindern, schauen Medien, NGOs und Mobilfunkhersteller immer genauer hin und prangern an. Ein Anfang ist auf diesem Gebiet auf jeden Fall gemacht, mehr aber auch nicht. Das Potential zum Besseren ist noch groß.
Das machen Fairphone & Co. besser
Eines vorweg: Ein durch und durch nachhaltiges Handy gibt es nicht. Genauso wie es nicht das komplett nachhaltige Auto gibt. Damit ein Handy funktioniert, muss es bestimmte Bauteile enthalten, die zum Großteil aus konfliktbehafteten Materialien hergestellt werden.
Da kein Handy für fast alle Menschen keine Option ist, sollten sich Anstrengungen darauf konzentrieren, den gesamten Produktionsprozess, inkl. Förderung der benötigten Rohstoffe, zumindest so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Es gibt eine Vielzahl von kleinen Schräubchen, an denen hierfür gedreht werden kann.
Firmen wie Fairphone und Shift haben das erkannt und setzen ihre grünen Bemühungen schon ziemlich gut um.
Bevor wir uns die beiden Unternehmen und ihre Geräte genauer anschauen, hier schon einmal die wichtigsten Punkte, die sich herkömmliche Hersteller von ihnen abschauen sollten:
- komplett oder zumindest teilweise transparente Lieferkette
- Verwendung von Fairtrade-Gold (Fairphone) und anderen Materialien, die aus fairem Handel stammen
- garantiert gute Arbeitsbedingungen für alle Angestellten, die an der Smartphone-Produktion beteiligt sind
- modulare Bauweise für den einfachen Austausch defekter Teile
Nachhaltige Handyhüllen, Handyketten und Handytarife gibt es übrigens auch. Diese Themen werden wir an anderer Stelle in Angriff nehmen.
Die nachhaltigsten Smartphones: Fairphone & Shiftphone
Fairphone ist der Pionier auf dem Feld der nachhaltigen Handys, Shift hat mit seinen Öko-Modellen ein paar Jahre später nachgezogen. Beide Unternehmen sind innovativ, denken über den Tellerrand hinaus und führen die Liste der nachhaltigen Smartphone-Hersteller mit weitem Abstand zu Platz 3 an.
Das dritte Treppchen belegt aus unserer Sicht Apple. Zwar wirkt die US-Brand auf den ersten Blick nicht wie der grüne Vorreiter itself, doch im Gegensatz zu seinen konventionellen Konkurrenten ist das Engagement für den Klima-, Ressourcen- und Umweltschutz ausgesprochen hoch. Weitere Infos dazu gibt es z. B. hier.
Unser Testsieger: Fairphone – nachhaltiges Smartphone aus den Niederlanden
Im Jahr 2017 kürte Greenpeace Fairphone in einem Report zum nachhaltigsten Smartphone-Hersteller auf dem globalen Markt. Im Vergleich zu vielen anderen Elektronikanbietern setzt sich das niederländische Unternehmen sehr engagiert für den Schutz von Klima, Umwelt und vor allem von Menschenrechten ein.
In diesem Sinne kontrollieren Fairphone-Partner regelmäßig die Arbeitsbedingungen vor Ort und stellen dabei die Gesundheit der Arbeiter in den Mittelpunkt. Fair gehandelte Materialien wie z. B. Gold werden in den Fairphones standardmäßig verbaut und wo immer es geht, kommen recycelte Materialien zum Einsatz.
Profit steht bei Fairphone nicht an erster Stelle: Möglichst viele Handys in kurzer Zeit an ein und dieselbe Person zu verkaufen, ist nicht das Unternehmensmotto. Die modulare Bauweise stellt sicher, dass defekte Einzelteile nicht das Ende des Smartphones bedeuten, sondern sie können relativ easy ausgetauscht werden. Hierfür bietet das Unternehmen günstige Reparaturmöglichkeiten an.
Darüber hinaus sind die Fairphones mit besonders langlebigen, robusten Teilen ausgestattet. Auch hierdurch wird ein Wechsel nach nur wenigen Jahren unnötig.
Das aktuelle Gerät, das Fairphone 3+, ist standardmäßig mit einem 64 GB Speicher und Android 10 ausgestattet. Bei Bedarf kann das Betriebssystem sogar gewechselt werden. Außerdem ist es ist schlicht, schick und mit ca. 450 Euro auch noch richtig günstig.
Fairphone kaufen
Shiftphone – tolles Öko Handy aus Deutschland
Das Unternehmen Shift ist quasi das deutsche Pendant zu Fairphone. Die nachhaltigen Geräte des jungen Unternehmens sind aus unserer Sicht weder besser noch schlechter als die von Fairphone. Shift setzt bei seinen Modellen lediglich einen anderen Schwerpunkt.
Bei der Firma aus Falkenberg / Hessen ist es vor allem die modulare Bauweise, die das Gerät so besonders und nachhaltig macht. Gehäuse und Innenleben sind so konzipiert, dass sie sogar vom Kunden selbst repariert werden können. Das Unternehmen liefert hierfür die Werkzeuge, Tipps & Tricks und online findet man haufenweise Erklär-Videos, wie man welche Komponente am besten austauscht. Fairphone erhebt auf alle Geräte ein Pfandgeld, um sicherzustellen, dass das Phone, sollte es wiedererwartend nicht mehr gefallen o. ä., zurückgegeben wird.
Das alleine macht das Shiftphone schon nachhaltiger als herkömmliche Modelle. Doch auch die Hessen gehen darüber hinaus und legen großen Wert auf faire Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Umwelt- und Klimaschutzvorgaben. Wie das konkret aussieht, hat das Unternehmen 2019 in seinem Wirkungsbericht festgehalten.
Das aktuelle Gerät SHIFT6mq ist mit knapp 800 Euro zwar nicht ganz billig, aber bietet dafür überzeugende Argumente: 128 GB int. Speicher, erweiterbar um 512 GB, neues modulares Design, 6 Zoll FullHD+ AMOLED Display | 18:9 | Gorilla Glas, 13 MP Frontkamera.